Die Gründung von St. Veit

Es war der Osterabend des Jahres 901, als sich die Ungarn auf die Höhen zogen, wo jetzt die Schlösser Hungerbrunn und Taggenbrunn stehen. An den beiden Brunnen lagerten die Horden und tränkten im Tale der Wimitz ihre Pferde.

Ratold, Herzog der Karantaner, hielt seine Haufen in den Engpässen der Gegend von Friesach beisammen und zweifelte, ob er den angebotenen Kampf mit der feindlichen Übermacht wagen sollte. Die Legende erzählt, daß ihm nachts vor dem Entscheidungstage St. Veit, der Volksheilige der Slawen, erschienen sei und ihn durch das tröstende Traumbild aufgemuntert habe, die Schlacht zu wagen. Klar und hell stieg der Morgen des Karsamstags empor, des Feldherrn Entschluß war gefaßt. Er hatte das Gelübde getan, den Ort des verheißenen Sieges mit einem Heiligendenkmal zu bezeichnen. Im Krappfelde entwickelte der gefährliche Feind seine zahllosen Scharen, doch die Karantaner stürmten mit froher Zuversicht auf die Hilfe des Auferstandenen gegen sie und drängten die Feinde in die Schluchten der Gurk und Wimitz, wo das Schwert unbarmherzig unter ihnen wütete. - Dort, wo der Mühlbach, den Mauern der alten Stadt entlang, sich aus dem Erlengraben dem trägen Gewässer der Glan zu ergießt, fand der Kampf sein Ende. Hier ließ Ratold Wald und Gebüsch im Umkreis lichten, und der Bau begann. So entstand das Gotteshaus St. Veit am Ella (in den Erlen), um dessen Mauern sich bald Ansiedler niederließen. Aus dieser unscheinbaren Siedlung entstand im Laufe der Zeit der Markt und die spätere Herzogsstadt St. Veit.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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