Der Galgenbühel bei Grades

Südöstlich vom Markte Grades heißt ein Hügel, von welchem man eine schöne Aussicht in das untere Metnitztal genießt, der Galgenbühel. Noch heute zeugen Merkmale von den Greueltaten, welche hier vollbracht wurden. Im Jahre 1835, als in Grades noch die alte Pflegeherrschaft bestand, welche der von Straßburg zugehörte, soll dort die letzte Hinrichtung vorgenommen worden sein. Es wurde die Riedlbauerin aus Klachl (am linken Ufer der Metnitz) hingerichtet, weil sie ihren Gatten vergiftet hatte, um ihren Nachbar Krug, der nicht verheiratet war, ehelichen zu können.

Die dort sichtbaren Steingruppen sollen die Gräber der Hingerichteten bezeichnen.

Zur selben Zeit fand noch am Marktplatze zu Grades nach dem sonntägigen Gottesdienste, nachdem der Marktschreier Verschiedenes ausgerufen hatte, das sogenannte Eseltreiben statt. Männer und Frauen, die durch Ausstreuen falscher Gerüchte Unfrieden stifteten, mußten auf einen Holzbock, der jetzt Eigentum der Schule ist, verkehrt aufsitzen, bekamen eine Tafel auf den Rücken geheftet, auf welcher ihre Schandtaten verzeichnet waren, und mußten sich vom Volke jegliche Verhöhnung und jeglichen Schimpf gefallen lassen.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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