Die Franzosen vor Mauten

In den Jahren, als französische Streifscharen durch das Gailtal zogen, konnte Mauten als Ort an der Straße nach Italien jederzeit von fremden Soldaten überrumpelt werden. Um dem vorzubeugen, rüsteten sich die wehrhaften Männer mit allerlei Gerät aus. Da jedoch die ungeschulte Streitmacht nicht ausreichte und ein Franzosenheer bereits heranrückte, wurde der Tiroler Landsturm um Hilfe angefleht, der denn auch ein Aufgebot schickte. Die wackere kleine Schar nahm in der Nähe der Plöcknerkirche Aufstellung und erwartete den Feind mit Sensen, Dreschflegeln und dergleichen Geräten. Sie sollten nicht lange warten. Kaum waren sie geordnet, als sich auch schon die Franzmänner zeigten. Nach einer kurzen, hitzigen Schlacht wurden die wackeren Landesverteidiger in die Flucht geschlagen und von der ungleich größeren Zahl der Feinde verfolgt. Schon war es um die Braven fast geschehen, als sich ihnen unverhoffte Rettung bot. Nachdem die Feinde dem Ort die ersten Grüße aus ihren Gewehren zugesandt, raffte sich die zurückgebliebene Bevölkerung unter Führung des greisen Hanser auf und zog den Verfolgern ihrer Angehörigen entgegen, um nicht nur diese vom Tode zu retten, sondern auch die Schonung des Ortes zu erflehen. Der alte Hanser trat vor und richtete an den Befehlshaber in französischer Sprache diese Bitte, während seine Tochter dem Hauptmann den Wein kredenzte. Der Ort blieb erhalten, doch mußten die Bewohner des oberen Gailtales einem in Mauten eingesetzten Markscheider Abgaben entrichten.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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