Das sicherste Asyl

Ein lustiger Bauernbursche ging in einer sternhellen Nacht vom Wirtshause heim nach dem großen Hof. Es mochte ihm heute die Welt besonders gut gefallen, denn auf dem ganzen Wege sang er, bis er daheim ankam. Etliche Male drang das Gejauchze in die Weite. Da war's ihm plötzlich, als höre er nicht bloß sein eigenes Echo, sondern eine fremde krächzende Stimme, die zwar auch jauchzend klang, aber bei weitem kein rechter „Juchazer" war, weil's nicht recht hinaufging. Der Bursche begann kräftiger zu johlen und immer wieder vernahm er den grauenerweckenden Nachhall, der noch dazu näher und näher kam. Bald gewahrte er etwas Schreckliches: eine „sattlete" Sau (eine schwarze Sau, die über dem Rücken einen sattelartigen weißen Streifen hat) grunzte daher, die Borsten gegen den Kopf gerichtet. Dies war der höllische Teufel. Der Bursche, dem das Herz in den Hosensack zu sinken drohte, eilte, was er konnte, dem nahen Gehöfte zu und floh über die Dachtraufe zum Tor hinein. Der Böse verfolgte sein Opfer, doch wenige Schritte vor der Tür machte er halt und zog dann ab. Nach Aussage der Leute ist es ihm nämlich benommen, jemand über die Dachtraufe zu verfolgen, dort verliert er seine Macht und muß fort zu seinen Genossen.

„Willst du vor'n Teufel sicher sein,
So fleuch über'n Dåchtraf ins Haus hinein."

(Gmünd.)

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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