Zaubern lernen

Das ist eine Hexerei. Die Person, die auch heute noch in Schachendorf ein lebendiger Mensch ist, war damals noch ein jüngerer Mann. Auch er wollte die Hexerei in Ungarn erlernen. Es geschah hier irgendwo bei Steinamanger. Auch dort war eine gewisse Person, die ein Hexenmeister war.

Also, er wollte diese Hexerei erlernen. Er sagt: "Es ist gut, mein Sohn, wenn du das erlernen willst, dann kommst du an einem Freitag - ich weiß nicht an welchem - in der Nacht um zwölf dort und dort hin, auf die und die Straßenkreuzung." Ich glaub, am ersten Freitag, bei Neumond. Und er sagt: "Du kannst das lernen, wenn du die Probe bestehst." Na gut, sagte er, er wird sie bestehen.

Sie gingen auf die Straßenkreuzung, und dort machten sie einen Kreis. Und er hat ihm einen Stock in die Hand gegeben. Er sagte: "Mein Sohn, gleich, was kommt, wer kommt, du darfst aus dem Kreis nicht hinaustreten. Wenn du aber hinaustrittst", sagte er, "dann ist es schon schlecht. Aber", sagt er, "fürcht dich nicht, wenn ich da bin. Wenn du dich aber fürchtest, dann", sagt er, "können wir nicht viel machen. Es ist gleich, wie man dich anspricht, du sollst nicht reden. Denn wenn du jemandem etwas sagst, dann hast du ein Ende gemacht. Es kann passieren", sagt er, "daß du fortgebracht wirst."

Nun, sagt er, stellte er sich in den Kreis. Dieser gewisse Hexenmeister verschwand, und er blieb dort auf der Straßenkreuzung. Die war ein Feldweg. Dort haben sie das gemacht. Also, sagt er, er steht etwa fünf Minuten lang im Kreis drinnen. Plötzlich hört er eine -wunderschöne Zigeunermusik. Er schaut rechts, links, und er wird mit Namen gerufen.
"Imre, no, komm, tanzen wir einmal, willst du dich nicht mit uns unterhalten?"

Er schaut rechts, links, ja, er sieht aber nichts. Nun, er hat kein Wort gesagt. Er sagt, es dauerte etwa fünf Minuten, dieses ganze Ding. Dann war es aus.

Nun kam wieder dieser Hexenmeister. "No, die erste Probe hat stattgefunden. Nun machen wir die andere Probe."

Er hat ihm immer gesagt, was jetzt folgen wird. Er sagt: "Jetzt kommt ein Stier. Er will dich mit Gewalt", sagt er, "aus dem Kreis hinausstoßen. Du sollst aber aus dem Kreis nicht hinaustreten. Es ist gleich, was auch geschieht."

No gut, sagt er, es ist in Ordnung. Dieser Hexenmeister ist weggegangen. Und wirklich, einige Minuten darauf schaut er rechts, links, plötzlich schaut er in die Dunkelheit nach vorn, da bricht ein Stier heraus, sagt er. Er hat gedacht, daß er ihn jetzt tottrampelt. Und er schlug mit seinem Stock nach rechts, nach links, um ihn zu schlagen. Er hat ihn aber nicht erreicht. Er ist bis zum Kreis gekommen und nicht weiter.

Nun war auch das vorbei, jetzt kommt das dritte.

"Nun", sagt er, "jetzt wirst du Mühlsteine sehen. Solche große Steine, die sich über deinem Kopf drehen. Aber", sagt er, "fürcht dich nicht." Er fürchtet sich sowieso nicht, sagt er. Dann ist er fortgegangen. Plötzlich hört er in der Luft ein Schwirren. Er schaut hinauf, sagt er, und da fliegen riesengroße Mühlsteine, diese Schrotsteine, nacheinander herunter. Er hat sich schon so zusammengedrückt, daß er schon beinahe auf dem Boden lag. Die flogen aber immer näher zu ihm. Und wie es geschah oder nicht geschah, sagt er, er hat aber seine Hose voll gemacht, und fing an zu schreien. Und, sagt er, in diesem Moment erschien dort diese Person, dieser Hexenmeister. "Nun", sagt er, "mein Sohn, zwei Proben hast du bestanden. Die dritte konntest du nicht aushaken. Etwas kannst du, aber", sagt er, "das Ganze kannst du nicht erlernen."

Und dieser Mann kann etwas. Er lebt noch heute. Ich kenne ihn selber.

Er ist ein Schmiedmeister.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Eisenstadt 1965. zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 17ff.