Mittel gegen Milchhexen

Einmal haben mein Vater, er ist dort im Jenseits, und mein Bruder eine Kuh getrieben. Gerade am Karfreitag. Ich war so ein sechzehnjähriges Mädel.

No, sie haben sie dort in Szengotthard gemolken. Sie hat ein großes Dingsda, einen großen Kübel Milch gegeben. Mein Vater sagte, daß sie sie zum Schluß nicht einmal mehr ganz ausgemolken haben. No, und bis sie die nach Hause getrieben haben, da hat sie kaum mehr gehen können. Das weiß ich noch genau.

No, als eine Frau gesehen hat, daß sie kommen, ist sie gleich zu uns gekommen, diese Frau. Sie waren mit der Kuh noch nicht einmal im Stall drinnen, da war diese Frau schon dort um Wasser. Deshalb, daß sie eine Macht hat.

No, unsere gute Kuh hat keine, sie hat gar keine Milch gegeben. Nicht einmal einen Tropfen. Was sollen wir tun? Sie gibt jetzt nichts. Alles ist umsonst. No, dann mein Vater, er ist dort im Jenseits: "Haben wir eine neue Schürze? Ganz neu, die noch nie getragen worden ist."

Also, dann wurde in die gemolken. Sie hat aber nur soviel wie ein Zwirnfaden gegeben. Und dann hat man dieses Dingsda, diese Schürze, geprügelt. Man hat die so lange gegen die Krippe geschlagen, bis sie trocken war. Dann ist er hinausgegangen, er hat allerlei Holzarten gebracht und hat sie geräuchert. Mit sieben Holzarten. Es ist gleich, welches Holz, es müssen aber sieben Arten sein. Aus diesen haben wir Feuer gemacht, und mit der Kohle davon ist die Kuh gedämpft worden, sie ist geräuchert worden. Das Feuer ist unter sie gelegt worden, natürlich geschickt, daß ihr nichts passiert. Damit sie wieder in Ordnung kommt.

So konnten wir sie dann in Ordnung bringen. Damit sie keine Macht mehr über sie hat.

Es waren mehrere, die so was gemacht haben. Und es waren auch solche, die in ein anderes Haus übersiedeln mußten, weil die nicht überall Macht gehabt haben.

Jetzt ist das aber nicht mehr. Es gibt so was nicht mehr.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Nr. 183, Eisenstadt 1965, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 37f.