Die Hexe als Kröte

Unsere Urgroßmutter hat gewußt, wie man die Hexen vertreibt. Sie sind als große Frösche in die Ställe gegangen und haben die Milch ausgesoffen; von den Kühen, wenn sie gelegen sind, haben sie die Milch ausgesoffen. Als große Frösche, wie man sagt, die großen Kröten.

Und unser Göd [Pate] hat sich im Stall aufgestellt und hat gewartet, ob das tatsächlich ist, daß sie wieder kommt, daß sie in der Früh statt einer Milch Blut gibt. Das Euter war groß, und sie haben melken können wie immer, sie haben keine Milch gekriegt. Jetzt hat ihm der Onkel gesagt: "Paß im Stall, und was immer für ein Viech kommt in den Stall, du hast deine Mistgabel, nicht?" Wie man so sagt, eine Gabel mit eisernen Zinken. "Mit der Gabel fahr nur hin, stich's gleich nieder! Ob es jetzt eine Katze ist, ein Hund ist oder ein Frosch ist, egal." Und was unser Onkel war, der hat sie dann niedergehalten, die große Kröte, mit der Gabel. Jetzt hat sie zu schreien angefangen: "No, gehst, du wirst mich ja nicht zusammenstechen!"

Sagt er: "Du bist nicht mehr wert." Sagt er: "Soll ich alle Wochen zwei-, dreimal Kühe heimtreiben, und du wirst die Milch holen."

Hat sie gesagt: "Laß mich aus, ich komm nicht mehr."

Mit so einer Zinke hat er sie halt angestochen, niedergehalten. Und sie hat geblutet. Hat sie gesagt: "Ich komm nicht mehr." Hat sie geschrien: "Jö, wie rot, das Blut kommt schon."

Und sie ist fort. Von dort haben sie sie gehalten.

Am nächsten Tag ist sie gelegen, aber da hat keiner hineindürfen, die hat zugemacht, da hat keiner hineindürfen. So eine Hex hat keinen Doktor gebraucht.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Nr. 86, Eisenstadt 1965, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 38f.