13. [Der Mosebruch]

Bei Reihwiesen in Schlesien ist ein Teich, der Moosebruch genannt, von dessen Entstehung man folgendes erzählt: Ein Hirt, welcher das Vieh auf die Weide zu treiben hatte, bekam einmal nur ein Stück trockenes Brot als Mittagsmahl. Darüber zornig legte er dasselbe auf einen Baumstumpf, und schlug mit der Peitsche darauf, indem er rief: „Wenn ich von diesem Brot' nur etwas esse, so soll der Teufel mich sammt dem Vieh holen!“

Vom Hunger geplagt aß er endlich doch ein Stück davon. Er kaute aber noch an dem Bissen, als sich die Erde unter krachen und blitzen öffnete und ihn sammt dem Vieh verschlang. Kaum war dieses geschehen, als der Boden sich mit Wasser füllte. Das Volk erzählt, daß, wenn unvorsichtige Leute sich dem Teiche nähern und etwas in's Wasser werfen, der Hirt mit Bocksfüßen, und am ganzen Körper mit Haaren bedeckt, und mit Schlamm überzogen, erscheine und alles Vieh, das in der Nähe ist, in den Teich treibe. Der Teich selbst hat, wie man sagt, keinen Grund; er hat einen Abfluß in die Oppa, wird aber trotzdem nicht kleiner, und man vermuthet daher, daß er mit der Ostsee unterirdisch in Verbindung stehe.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 365
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Juli 2005.