10. [Entstehung der Flüsse]

In alter Zeit lebte ein Riese mit seiner Frau und einem Kinde. Der Vater gieng auf die Jagd um ein Thier zu erlegen und der junge Riese gieng dem Vater entgegen, um ihm zu helfen.

Der Riese, welcher dieß nicht wuste, verfolgte eben einen Hirsch, lief sehr und bemerkte seinen Sohn gar nicht; er fiel auf diesen und war augenblicklich tot. Die Frau des Riesen suchte mit ihrem Sohne den Leichnam und begrub ihn. An der Stelle, wo der Riese gelegen, war eine tiefe Grube entstanden, und die Frau gieng an den Rand dieser Grube und weinte sehr. Die Thränen fielen in die Grube und rannen weiter, und so entstanden die Flüsse. (Aus Sebreinitz in Mähren.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 363
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Juli 2005.