11. [Gebannte im Neutitscheiner Berge]

Im Neutitscheiner Berge (in Mähren) sind viele Schätze, die von gebannten Geistern bewacht werden. Ein Bauer aus Schönau gieng einst hinein und sah in einem großen Säle einen Greis mit langem, weißem Barte. Ein Zwerg hatte ihm gerathen, er möge dem Greise den Bart mit Hilfe eines Stäbchens abnehmen. Während er das ausführen wollte, entstand ein fürchterliches Geräusch; er erblickte einen Zug leichter Reiter, die mit Sang und Klang daherzogen. Darauf suchte der Bauer nach Schätzen. Ein kleines Männchen, das auf einem Schweine ritt, hinderte ihn daran. Der Zwerg erschien ihm wieder und gab ihm die Mittel an, wie er zu Schätzen gelangen könne, er solle nämlich die in den Berg gebannten Geister dadurch erlösen, daß er über eine alte Stiege gehe, die zu einer Grotte führte, aber es dürfe kein Stein rollen. In der Grotte selbst solle er so lange graben, bis er einen Todtenkopf finde. Diesem solle er alle Zähne ausreißen und sie in das Feuer werfen. So wurden die Berggeister befreit, und sie gaben die Schätze ihrem Retter.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 123
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, März 2005.