67. [Eine Drude als Katze]

In Ostermiething (im Salzburgischen) glaubt man, daß alle Weiber, welche Plattfüße haben. Druden seien, oder, wenn sie älter sind, Druden werden. Findet die Drude keinen Menschen, den sie drücken kann, so muß sie Thiere oder einen Baum drücken, aber dann geschieht es oft, daß sie sich selbst am Baum erdrückt. Auch hier ist der Glaube, daß die Drude, wenn sie einen drückt, ihren Körper vor dem Hause stehen läßt; wenn man dann einen solchen Körper anrührt oder anspricht, so fällt er zusammen und die Drude, welche im Hause ist, stößt einen fürchterlichen Schrei aus.

Einen Bauern in Gilgenberg (einer Pfarre zwischen Ostermiething und Braunau) drückte alle Tage die Drude. Kaum lag er im Bette, so kroch eine Katze über den Bettfuß hinaus, und verhielt ihm den Atem; er konnte dann weder sich rühren noch rufen. Sein Verdacht fiel auf die „Dirne“ (Magd) und wurde darin noch mehr bestärkt, als bei der Nacht ein frischer Schnee fiel („einen frischen Schnee machte“). Man sah darin deutlich die Spuren einer Katze, vom Fenster weg, wo die Dirne schlief, bis zum Hause hin und wieder zurück. Er wollte die Katze einst fangen, wie sie über das Bett hinaufkroch, doch es war vergebens, er griff in die Luft. Als er aber einst im beisein der Magd über die Druden schimpfte, und sagte, er wolle sich rächen, hatte er einige Zeit Ruhe, dafür aber kam sie über die Pferde, die sich losrissen und ganz wüthend wurden.

Oft lassen sie am Bette Drudenkreuze als Spuren zurück.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 272
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, April 2005.