34 - 37. [Vorzeichen des Todes]

Über den Aberglauben berichten wir hier nur folgendes:

34. Vorzeichen des Todes sind (in Walkenstein, Nieder- Österreich) das erscheinen des Todtenvogels in der Nähe des Hauses, das erscheinen eines Wichtels (des Käuzchens) im Garten, das zufällige zur Erde fallen eines Messers, wenn es im Boden stecken bleibt, u. dgl. m.

35. Wenn während des Mittagläutens die Uhr 12 schlägt, so stirbt jemand aus dem Orte bald darauf. (Aussig in Böhmen.)

36. Wenn einer in den letzten Zügen liegt, so wird eine geweihte Kerze angezündet und dem sterbenden in die Hand gedrückt. Die umstehenden beten für die „ausfahrende Seel“."Das heißt man das Seelausbeten. (N. Ö.)

37. In Neusohl (nördl. Ungarn) ist folgender Brauch.

Ist ein Mensch dem sterben nahe, so wird an dessen Haupte mit einem Glöckchen leise geläutet, damit die scheidende Seele, durch den Ton gelockt, noch einige Augenblicke auf der Erde in der Nähe des erstarrenden Körpers verweile.

Ist der Tod erfolgt, so läutet man mit dem Glöckchen weiter weg; immer etwas weiter vom Toten, dann zur Thür hinaus, und einmal um das Haus herum, damit man so die Seele auf ihren Scheideweg geleite. 1) Hierauf wird ein Bote geschickt, daß die Dorfglocke geläutet werde, um so das absterben zu verkünden.

Der Tote wird gewaschen und im Leinwandhemde auf ein langes, glatt gehobeltes Brett gelegt, mit einem großen Leinwandtuche ganz überbreitet. Neben seinen Kopf wird eine Öhllampe gestellt, nebst einem Glas Weihwasser, in welches man sechs bis sieben Kornähren taucht.

Während die Dorfglocke den Tod verkündet, wird das Stroh, welches das Bett des verstorbenen ausfüllte, unweit des Hauses verbrannt. Wer die Glocke hört oder das Todtenfeuer sieht, betet für die abgeschiedene Seele.

Nach und nach kommen Bekannte um die Leiche zu sehen. Man nähert sich derselben, ergreift die in das Wasser getauchten Kornähren, besprengt damit von oben bis unten das überbreitete Leichentuch, kniet dann nieder und betet.

Die jugendlichen Leichen werden mit Heiligenbildern und Blumen, so weit nur Platz ist, überdeckt. Den altern Leichen legten sie ein Fläschchen mit gutem Branntweine oder altem Methe bei, damit es dem verstorbenen an nichts fehle. 2) Im Namen weiblicher Leichen wird das ärmste, älteste Weib in der Gegend herumgeschickt, den Tod und den Tag des Leichenbegängnisses anzusagen; im Namen männlicher Leichen schickt man den ältesten Mann, und dieser Todesbote wird in jedem Hause beschenkt.

1) Zu dieser eigentümlichen Vorstellung, daß der Ton die Seele geleite, vergl. die aus Grimm Myth. 786 ff. bekannten Vorstellungen.
2) Ist jetzt verboten.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 310ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
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