19. [Tod begraben]

In Spachendorf (österr. Schlesien) ist das „Todbegraben“ üblich. Eine menschenähnliche Figur aus Stroh, Reisich und Lumpen verfertigt, mit einem großen Schafpelze und einer Pelzmütze bekleidet und mit eisernen Ketten behängt, wird an einer Stange befestigt und am Morgen des Rupertustages unter wilden Gesängen auf einen freien Platz außerhalb des Dorfes getragen. Dort wird die Puppe unter allerhand Zeremonien in eine weite Grube gethan, ein Feuer angezündet, und nachdem man sie ganz entkleidet, wird der Überrest in das Feuer geworfen. Darauf beginnt ein Kampf um die brennenden Lumpen, die mit bloßen Händen aus dem Feuer geholt werden. Jeder sucht ein Stück davon zu haschen, welches er dann im Garten an einen Ast des grösten Baumes bindet. Andere graben es wieder auf dem Felde ein und sagen, daß dann die Saaten besser gedeihen. - Am Aschermittwoch ist das begraben der Baßgeige gebräuchlich. Nachdem man von derselben die Saiten abgenommen, wird sie in ein Leintuch eingehüllt und herumgetragen, dann mit Wein (zuweilen auch mit Branntwein) bespritzt und darauf im Wirtshause in der Mitte der Stube niedergelegt. Rings herum werden Tische gestellt, und ein Schmaus endet die Feier.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 293f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Claudia Hackl, Mai 2005.
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