Die Wichtlein zu Greiweldingen

In einem Walde nahe bei Greiweldingen ist eine Anhöhe, genannt Wîterchesberg. Dort befindet sich eine Höhle, darin hatten die Wichtelcher einen versteckten Zugang in den Berg. Auf diese Anhöhe hatte einst ein Kuhhirt seine Herde auf die Weide getrieben. Der Hirt setzte sich an der Höhle nieder, um auszuruhen. Da hörte er das Gepolter der kleinen Wesen in der Höhle. Er schaute hinein und sah, wie sie Suppe einschnitten. Der arme Mann, den der Hunger quälte, bat die kleinen Wesen, ihm ein Stücklein Brot zu geben, damit seinen Hunger zu stillen. „Wenn ihr von Gott gesandt seid“, sagte er, „so gebt mir ein Stückchen Brot.“ Da kam ein ganzer Haufen Wichtlein aus der Höhle hervor und sie überreichten dem armen Manne ein halbes Brot mit den Worten: „Wenn du uns nicht verrätst, dann hast du immer Brot“. Voll Freude trieb der Hirt seine Herde wieder nach Hause. Als man schon mehrere Tage von dem Brote gegessen und dasselbe nicht abgenommen hatte, fragte ihn seine Frau, woher er dieses wunderbare Brot habe. Der Mann sagte es ihr unter der Bedingung, daß sie das Geheimnis nicht verrate. Einst aber gerieten beide in Hader und da plauderte das unbesonnene Weib das Geheimnis aus. Von dieser Stunde an nahm das Brot ab und war bald verzehrt.

Es gibt noch Greise, welche behaupten, gesehen zu haben, wie ganze Scharen von Wichtelcher an den Rand des Waldes gekommen seien, um sich zu sonnen.

Wenn ein Wagen durch den Wald gefahren sei, so hätten sie sich an dem Wagen und sogar an den Rädern fest angeklammert und seien so mit rundum gefahren worden.

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883