Der Muselhond zu Grevenmacher

Der Muselhond war ein Ungeheuer, das sich meist in der Mosel und nur selten auf dem Land in der Gegend der Stadt Grevenmacher aufhielt. Da er niemand etwas zuleide tat, war er auch nicht gefürchtet. Morgens früh kam er gewöhnlich als ein großer Hund, der, nachdem er seine Runde um die Stadt gemacht hatte, sich in die Mosel stürzte, wo er dann als Mann erschien. Besonders sahen ihn die Waschfrauen des Morgens, wie er sich mit großem Geräusch die Mosel herunterwälzte gleich einem fortrollenden Fuderfass. Den Kindern, die beim Baden zu verwegen waren, drohte man, der Muselhond zöge sie unters Wasser, um sie zu töten. Er soll besonders den Fischern sehr hold gewesen sein und man nennt zu Grevenmacher zwei Fischer, die einst mit seiner Hilfe eine ungeheuere Menge Fische gefangen haben. Heute noch spricht man den Kindern vom Muselhond, der sie holen käme.

Gegenüber Temmels sah man früher öfters zwei Männer, einen großen und einen kleinen, sich auf der Wiese wälzen und hörte sie beständig rufen: „Huol îwer! Huol îwer!“ Wenn dann der Ferge am diesseitigen Ufer ankam, sah er zu seinem Erstaunen, dass niemand mehr da war, obgleich er den Ruf noch während der Überfahrt vernommen hatte. Auch dies soll der Muselhond gewesen sein. Der Ferge war jedoch der einzige, den er je gefoppt haben soll.

Lehrer Wagner zu Grevenmacher

Quelle: Nikolaus Gredt, Sagenschatz des Luxemburger Landes, Luxemburg 1883