DER TEUFEL IN DER GERBE
Fast zu unterst in Triesen sagt man "in der Gerbe". Dort sollen
einst drei Männer gewohnt haben, die drei Nächte wachten, um
dem Teufel ihre Seele zu verschreiben.
In der dritten Nacht kam das ganze Zimmer voll alte und junge, grosse
und kleine Teufel herein, und sie wollten die drei Männer anfassen.
Aber der eine von ihnen entkam zum Fenster hinaus und sprang zum Frühmesser,
damit er die Teufel vertreibe. Der ging mit, und es kam ihm ein Teufel
entgegen und fragte, ob er ihm Platz machen solle, aber der Geistliche
erwiderte, er mache schon selbst Platz und vertrieb die Teufel auch wirklich.
Ihre Tatzen könnte man heute noch sehen, wenn man das Täfer
im Zimmer von der Wand reisst.
Eine andere Version lautet:
In der Gerbe berieten sie sich, wie sie bald auf leichte Weise zu Geld
kommen könnten. Sie kamen zu Rat, neun Abende zusammen zu kommen,
aber ohne ein Wort zu reden. Am neunten Abend kam ein Teufel mit einem
grossen Sack Geld. Die alte Frau auf dem Ofen aber konnte den Mund nicht
halten und rief vor Freude: "Dem ältesten Sohn noch tausend
Gulden voraus!" Da habe der Teufel mit der feurigen Hand über
die Türe hin geschlagen, sodass man die Finger jetzt noch sehe. Nun
kam die ganze Gerbe voll Teufel. Da holten sie den Frühmesser Pümpel.
Die Teufel fragten ihn, ob sie ihm Platz machen sollen. Er aber sagte,
er mache sich selber Platz, worauf sie verschwanden.
Frühmesser Pümpel soll auch in die Schweiz hinüber gerufen
worden sein, Teufel auszutreiben. Er sei ein armer Mann gewesen und habe
einmal einem Bauern auf dem Felde einen Krautkopf entwendet. Dies warf
ihm ein Teufel, den er in der Schweiz drüben austreiben wollte, vor.
Er aber antwortete, für diesen Krautkopf habe er dem Bauern einen
Batzen in ein anderes Krauthäuptlein gesteckt. Und der Teufel musste
weichen.
Es wurde auch erzählt, dass in Triesen das "Seemännle"
kommt und viel Geld bringt, wenn man drei Tage und drei Nächte nichts
isst, nicht schläft und kein Wort redet.
Quelle: Sagen aus Liechtenstein, Otto Seger,
Nendeln/Liechtenstein, 1966/1980, Nr. 11