DIE DREI SCHWESTERN
Die Sage nach Kanonikus J. B. Büchel



Es waren einmal drei Schwestern, die stiegen am Liebfrauentag zur Alp hinauf, um Beeren zu pflücken. Aus dem Tale läuteten die Feiertagsglocken zur Höhe, und sie sahen die Leute zur Kirche gehen. Einer der Schwestern wurde es bange, aber die anderen lenkten sie von ihren Gedanken ab: "Lass sie läuten und singen, wir gehen erst heim, wenn wir die Körbe voll haben".

Die Sonne sank, und froh rüsteten sich die Mädchen zur Heimkehr. Da trat eine schöne Frau vor sie hin und bat um ein paar Früchte für ein armes Kind. "Wir haben sie nicht zum Verschenken gesammelt, nicht daran zu denken ! Wer Beeren will, soll sie selbst holen", war die Antwort der Schwestern.

Wie im Himmelschein erstrahlte nun die Liebe Frau und sprach: "Ihr habt meinen Festtag geschändet, ihr habt meine Bitte nicht erhört, euer Herz ist von Stein. Und als Felsen sollt ihr in alle Ewigkeit hier versteinert stehen".

Drei Felsen ragen seither hoch über dem Rheintal zum Himmel, weithin sichtbar, die "Drei Schwestern".

Quelle: Sagen aus Liechtenstein, Otto Seger, Nendeln/Liechtenstein, 1966/1980, Nr. 18