Der Geist am Rofner Berg

Am Südhange des hoch und einsam inmitten der Rheinebene aufsteigenden Schellenberges bei der Rofner Kapelle, wo man das ganze weite Tal Übersicht und das wilde ragende Hochgebirge, vom Falknis bis hinauf zum Calanda, wurde in alter Zeit unter freiem Himmel und bei lichter Sonne die Landesgemeinde gehalten und das Gastgericht verbannt. Nahe dabei ist der Weiler Müsinen und ob demselben eine waldige Anhöhe, der „Schneller", auf welchem ehemals die Eschnerburg stand. Zur Nachtzeit sieht man zwischen dieser und der Kapelle am Rofnerberg einen Mann in weißem Mantel gehen; es ist ein Ritter, der seinen Bruder im Zorn erschlug. Für seine jähe Tat fand er im Leben keinen Richter, darum kann ihm, ob auch Jahrhundert um Jahrhundert entschwindet, keine Ruhe im Grabe werden.

Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 63