DER OCHSENKÄUFER

Ein Mann in Prad ging nach Burgeis und kaufte dort von einem Bauer ein Paar Ochsen. Er versprach, auf ein gewisses "Ziel" zu bezahlen. Als die Frist abgelaufen war und kein Zahler kam, ging der Burgeiser nach Prad, das Guthaben zu fordern, und machte sich in aller Frühe auf den Weg.

Aber schon beim Kreuz zwischen Burgeis und Mals begegnete ihm der Schuldner, den der Burgeiser grüßte und ihm sagte, er sei gerade auf dem Weg zu ihm, um das Geld zu holen. Der Prader erwiderte mit dumpfer Stimme: "Ich bin gestorben und kann dich nicht mehr bezahlen." Da wurde dem Burgeiser unheimlich zumute, doch er faßte sich und sprach: "Ja, so muß ich dir die Schuld halt schenken." Der Schuldner antwortete traurig: "Das hilft mir nicht, denn ich hatte nie im Sinne, dich zu bezahlen, und deshalb bin ich auf ewig verdammt." Sprach's und verschwand. (Mals.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 422, S. 243