Vom Raubtierzwinger auf Schloss Dornsberg

Die Raubritterburg Montalban thronte auf einem bewaldeten Hügel, hoch am Berg über Kastelbeil. Heute sind nur mehr spärliche Mauerreste vorhanden, da die Burg schon 1317 geschleift wurde, um dem Räuberunwesen ein Ende zu bereiten und die umliegenden Bauernhöfe von den harten Frondiensten zu befreien. Die Burg galt lange als uneinnehmbar und sie auszuhungern, missglückte. Manche Ritter, die sie befehden wollten, mussten unter Hohn und Spott abziehen.

Ritter Greimhold und seine Mannen machten stets Raubzüge in gewitterschweren Nächten. Um ihr böses Tun zu verbergen und die Rachsucht des Volkes nicht weiter zu schüren, machten sie zum Schein freundschaftliche Besuche auf umliegende Schlösser, so auch auf Schloss Dornsberg.

Das Jagdschloss Dornsberg ist eine machtstrotzende Burg mit Verteidigungsanlagen, die selten anzutreffen sind. Es war auch ein Raubtierzwinger im Schlosse eingebaut, in dem Wölfe gehalten wurden.

Schloss Dornsberg, Vinschgau, Südtirol, © Wolfgang Morscher

Schloss Dornsberg, Naturns, Vinschgau
© Wolfgang Morscher, 28. September 2003
Die Burg wurde um 1217 von den Tarant erbaut, die seit der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts als tirolische Ministerialien nachweisbar sind.

Dem Ritter Greimhold gefiel gar sehr ein nettes Schlossfräulein auf Dornsberg. Er war bald mit den Gepflogenheiten im Schlosse vertraut, machte sich aber keine Gedanken über den Sinn des Raubtierkäfigs, zu sehr war in ihm die Liebe zum Schlossfräulein entflammt. Dieses aber wiedersetzte sich energisch seinem Begehren und erklärte, dass es bereits die Verlobte des Ritters Heinrich wäre. In seiner Ritterehre beleidigt, galoppierte Ritter Greimhold wutentbrannt nach Montalban zurück, rief die besten Männer zusammen und bestürmte Schloss Dornsberg. Nach einigen Verlusten gelang es ihm, in die Vorburg zu stürmen. Er forderte höhnend zum Gefecht heraus. Im Schloss herrschte Totenstille, bis dann zur völligen Überraschung der Feinde die Zugbrücke niederfiel. Doch anstatt der Verteidiger sprangen hungrige Wölfe aus dem Zwinger und zerfleischten Greimhold und die besten Männer. Das Loslassen der Wölfe rettete Schloss Dornsberg und brachte besonders für Ritter Heinrich die innere Ruhe zurück. Doch Rachegefühle ließen ihn nicht los. So stürmte er mit starkem Tross gegen die Raubritterburg. Dort überraschte er die Monatalbaner bei einem wüsten Festgelage und es gelang ihm, nach längerer Belagerung und durch List, die Burg auszuheben. Die arg unterjochten Bauern aus der Nachbarschaft standen ihm bei, und die ganze Umgebung atmete auf, denn nun war sie endlich von der Drangsal des Ritters Greimhold befreit.

Quelle: Sage, Brauchtum und Geschichten in und um Naturns. Maria Gerstgrasser. Naturns 2003. S. 3