DREIMAL GEGOSSEN WORDEN

Die "Große" in Mals stammt aus dem Jahr 1608 und besitzt einen außergewöhnlich vollen und klingenden Ton.

Wie man erzählt, mußte sie aber dreimal gegossen werden, bis man einen reinen und schönen Ton erzielte. Zuerst sollte die Glocke nämlich nur bei den Beerdigungen von Geistlichen und Adeligen geläutet werden - da aber schlug die neugegossene Glocke nicht einmal an!

Dann beschloß man, sie außer für die Adeligen und Geistlichen auch noch für die reichen und vornehmen Bürger läuten zu lassen. Nun schlug die Glocke wohl an, doch sie gab nur einen scheußlich scheppernden Ton von sich.

Nun verstand man wohl, wo der Hase im Pfeffer liegen mußte, und beschloß, die "Große", falls der Guß diesmal gelingen sollte, für alle Verstorbenen, arm und reich, hoch und niedrig, läuten zu lassen, sofern sie nicht unbußfertig dahingeschieden waren.

Und siehe da! Auf das hin gelang der Guß aufs beste und gab die Glocke einen wunderbar reinen und vollen Ton von sich.

Quelle: R. Winkler, Glockensagen aus dem Vinschgau, in: Südtiroler Volkskultur, 1977, 88 - 91