DIE GROßE GLOCKE IN ST. LORENZEN

Im Turm zu St. Lorenzen ist eine große Glocke, deren ernstklingende Töne über die ganze Weite des breiten Tales schallen.

"O Maria, Gotteszelle,
hab' in Huot,
was ich überschölle."

St. Lorenzen, Pustertal, Südtirol © Dietrich Feil

St Lorenzen, Pustertal, Südtirol
© Dr. Dietrich Feil, April 2004

Diese Inschrift hat Meister Löffler daraufgesetzt. Sobald am Himmel die schwarzen Stiere (die Wolken) einherschnauben, hat die ganze Gemeinde die Gedanken auf die geweihte Glocke gerichtet, und keiner fürchtet daß der Schauer das Getreide zerschlage, wenn zu rechter Zeit die Glockenstränge gezogen werden.

In alter Zeit hätte St. Lorenzen dieser Glocke beraubt werden sollen; man wollte sie nach Bruneck überführen. Sie spannten zwei Paar Pferde an den Wagen, dann noch zwei Paare, dann wieder zwei - "koa Mittel"! Nun fiel ein Zettel vom Himmel, darauf zu lesen war:

"Maria Kunigunde hoaß i,
alle Wetter woaß i,
alle Wetter vertreib' i,
im St. Lorenzner Turm bleib' i."

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 563 f.