DER TEUFELSHASE
Zwei Hirten weideten auf dem Tisenser Berg gemeinschaftlich ihre Herden.
Da fiel ihnen ein böser Spaß ein: Sie wollten probieren, wie's
tut, wenn man sich erhängt. Der eine machte gleich an sich selber
die Probe und der andere versprach, dabeizustehen und ihn zu rechter Zeit
wieder herabzunehmen. Also hängte sich der erste an einem Baume auf.
Da kam ein Hase dahergehinkt. Der zweite Hirt dachte sich: "Den habe
ich geschwind, der geht ja nur auf drei Füßen", und der
Hase war im selben Augenblick schon ganz nahe. Der Hirt wollte ihn fassen,
aber der Hase entschlüpfte; er lief ihm nach und meinte, ihn im nächsten
Augenblick zu fangen. Aber immer kam ihm der Hase wieder aus. Plötzlich
verschwand das Tier, der Hirt lief zurück, seinen Kameraden herabzulassen;
dieser aber war tot.
Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 463