Die Wetterfrauen

sind natürlich zarter besaitet, geben sich nicht mit Donner, Blitz und Hagel ab, sondern lediglich mit Wasser, sind aber trotzdem gleich Medardus gefürchtet, denn sie lassen den Regen nicht mehr aufhören, wie z. B. Margaret (20. Juli). Ist sie naß, dann regnet's vierzehn Tage, da ins Heu, dort ins Korn. Darum heißt sie die „nasse Gret" oder gar noch ärger.

Ungeachtet solch Beinamens ist sie nebst Barbara und Katharina eine der schönsten Märtyrerinnen:

"Margaret mit dem Wurm,
Barbara mit dem Turm
Und Kathrein mit dem Radl
Sein die drei schönsten Madl."

Die Legende (195) berichtet, die Jungfrau sei vom Teufel, der sich ihr als Wurm oder Drache nahte, verschlungen worden; durch das heilige Kreuzzeichen habe sie aber das Ungeheuer zum Platzen gebracht und sei so befreit worden.

Deshalb ist sie auch Geburtshelferin und Patronin der Gebärenden, denen durch Auflegen des Gürtels oder Anrufung der Heiligen Erleichterung verschafft wird.

An dieser Stelle bin ich verpflichtet, das Versprechen einzuhalten, das ich bei den Sagen über Margarete Maultasch gab (S. Seite 18). Diese hat übrigens eine Leidensgefährtin; denn ihren sagenhaften Greueln und Lastern reihen sich würdig an die Mären von der Wollust und Grausamkeit der nordischen Königin Margaret, als „schwarze Gret" gestorben 1283. Die auffällige Verknüpfung dieser Untaten mit dem Namen Gret läßt sich auf uralte, mythische Vorstellungen der heidnischen Vorfahren zurückleiten, nämlich auf die Wetterfrau und Riesin Grid, was soviel als Heftigkeit bedeutet. Dies fürchterliche Weib vermochte Sturm, Platzregen, Hagel geradewegs aus ihrer Nase zu blasen.

Von Grid auf Gret ist sprachlich kein weiter Schritt.

Das Schneuzen der Grit machte die Wildbäche anschwellen und verwüstete das Land durch Hagel und Regenschauer.

Der hl. Margaret baut man Kirchen und Kapellen an gefährdeten Ufern von Bächen, die aus den Schluchten unserer Berge hervorbrechen. Runsen, Schluchten, Engen werden in der Sage vielfach von Drachen und Lindwürmern bewohnt, bzw. durch diese Untiere versinnbildlicht.

Die heilige Jungfrau hatte auch ihr Abenteuer mit dem Drachen, der sie verschluckte.

Grid und Gret besitzen einen kräfteverleihenden Gürtel.

Aus dieser Ähnlichkeit zwischen den beiden folgert man, daß das Volk die Maultasch Gret und die schwarze Gret mit den Sagen des Scheusals Grid umsponnen habe, und in Wirklichkeit sind gerade die scheußlichsten Mären über die Maultasch geschichtlich unwahr.

Die hl. Margareta steht noch in einem äußerlichen Zusammenhange mit dem Rückgange des Milcherträgnisses beim Almvieh in der Zeit zwischen Margret und Jakobi (25. Juli). Man sagt: „Die Gretl kostet und der Joggl trinkt."

Die zweite Wetterfrau und Regenheilige ist Magdalena (22. Juli). Im Etschlande hat sie den Ruf, daß sie gerne weint, d. h. daß um diese Zeit es häufig regnet. Außerdem ist sie unter die Regenheiligen geraten wegen der vergossenen Tränenbäche der Reue über einstige Sünden. Sie gilt als besonders gut gegen Ausbruch der Wildbäche.

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Quelle: Der Burggräfler in Glaube und Sage, Hans Matscher, Bolzano/Bozen 1933, S. 185ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Dezember 2005.
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