Maria Lichtmeß

Maria Lichtmeß bringt schon wärmere Tage, die langsam herangewachsen sind, und zwar:

Zu Weihnacht um an (einen) Muggenschritt,
Zu Neujahr um an Hahnentritt,
Zu Dreikinig um an Hirschensprung,
Zu Lichtmeß um a ganze Stund.

Drum kriechen heute Fuchs, Bär und Dachs zum erstenmale aus ihren Höhlen, ist der Himmel bewölkt, bleiben sie draußen, denn es kommt ein frühes Jahr; steht jedoch die Sonne am Himmel, so schliefen sie aufs neue in ihren Bau, und zwar für vierzig Tage. Um Lichtmeß ist in der Kirche Kerzenweihe. Das Volk verwendet meist zusammengerollte „Wachsstöcke", wohl auch aus praktischen Gründen, denn das Licht der geweihten Kerze geleitet den Menschen vom Anfange bis zum Niedergange: es leuchtet bei der Taufe, beim Aufsegnen der Wöchnerin, es flackert beim Versehen mit den Sterbesakramenten, es zittert mit in den letzten Stunden und brennt zu Füßen des Toten. Die heilige Flamme soll die grollenden Wetterherren milder stimmen und den Hagel bannen und um Allerseelen die Qualen der Abgestorbenen im Fegefeuer lindern.

Lichtmeß ist, wie schon erwähnt, das eigentliche Neujahr der Bauern, insbesondere der Burggräfler. Die Arbeit hebt an in Feld, Wiese und Acker, namentlich in den Weinbergen. Drum ist für diese Zeit auch der Dienstbotenwechsel angesetzt, was man hierzulande „Schlenggeln" nennt. So ein Umzug der „Ehhalten" (Dienstboten) vollzieht sich mit echt burggräflerischer Behäbigkeit in einer Reihe von Halbfeiertagen vom zweiten bis zum sechsten Februar: auf Lichtmeß folgt der sogenannte Schlenggeltag, dann der Faulwerktag, der Flickwerktag, um Agatha erst ist der wirkliche Umzugstag, dem sich der Truhentag anschließt.

Einstmals erfreuten sich die Meraner Bauern neben den bezahlten Dienstleuten billiger, hilfreicher Arbeitskräfte und das waren unsere kleinen Noerggelen.

Quelle: Der Burggräfler in Glaube und Sage, Hans Matscher, Bolzano 1933, S. 45f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Oktober 2005.
© www.SAGEN.at