Hexen und Verhexte

Es ist nun wohl nicht gar so unbegreiflich, daß (noch dazu vor einigen Jahrhunderten) der Gedankensprung gewagt wurde vom Seelischen auf das Körperliche, über das der Teufel gleichfalls Macht habe, in seinen Dienerinnen und Buhlerinnen, den Hexen, die von ihm befähigt wären, den Menschen nicht nur seelischen, sondern auch leiblichen Schaden zuzufügen.

Es darf niemanden wundern, wenn ein Volk, das sonst zähe am Althergebrachten festhält, den Hexenglauben, der ihm durch Jahrhunderte mittelst peinlichster Gerichtsverfahren eingeschärft wurde, noch nicht mit allen Wurzeln ausgejätet hat. Allerdings im engeren Burggrafenamte wird es heute kaum jemanden geben, der an Hexen glaubt, sagt man doch, wenn einem etwas ganz Unerwartetes passiert: „Jetzt glaab i, daß es Hexen gibt!" Aber noch vor wenigen Jahrzehnten hauste auf der Zenoburg ein altes Weib, die Waldin genannt, das manchem als Hexe galt und von der ich Leute ernsthaft sagen hörte, man müsse mit ihr gut umgehen, da sie Wetter machen könne.

In vielen alten Bräuchen (der Leser hat deren schon kennengelernt) spukt der Hexenwahn und geistert noch in mancherlei Volksmeinung. Reichen doch die letzten Hexenprozesse fast in das 19. Jahrhundert herein, nachdem sie über dreihundert Jahre gedauert hatten. Ja, die Hexe Anna Oberharderin vom Schlerngebiet war der gerichtlich protokollierten Überzeugung, man werde das Hexenwesen überhaupt nicht mehr abbringen können, denn es habe schon bei Filius Zabres Zeiten angehebt und müsse bleiben bis zum Jüngsten Tag.

Unter "Filius Zabres" (Zauberer) ist kein Geringerer zu verstehen als der größte römische Dichter Virgilius, den wir bereits beim Weine kennenlernten. Im Mittelalter war der Poet allmählich in den Ruf eines gewaltigen Zauberers geraten und im Volksmunde änderte sich Virgilius in Filius; aus dem Dichter war ein „Zaberer" geworden, nicht mit Unrecht, denn ein wirklicher Poet vermag, uns ja ganze Welten vorzuzaubern.

Unter einer Hexe stellt man sich gewöhnlich ein altes Weib vor mit entzündeten Lidern, die Augen weinen aber niemals Tränen; die schmalen, gekniffenen Lippen ziert ein Bart; das fahle, runzelige Gesicht schmücken da und dort behaarte Warzen; das Kopfhaar ist zerzaust und ungekämmt, der Leib ist schlapp und welk; an den Armen findet man dunkle Flecken als Spuren der Teufelsgriffe bei den nächtlichen Tänzen auf gewissen Plätzen (z. B. in den Marlinger Auen, in der Lazag und auf den Puren-Wiesen hinter Zenoberg); außerdem tragen sie des Teufels Siegel, einen Bocksfuß, eingebrannt am Kreuz als Verhöhnung des heiligen Kreuzes. Im Verkehre mit seinen Buhlerinnen ist der Teufel kalter Natur und viele Hexen gaben an, er sei am Rücken hohl wie ein „Melter", was Cäsarius von Heisterbach schon 1222 wußte, daß der Teufel nämlich keinen Rücken habe.

Pfinztig [Donnerstag] ist der Hexentag.

Nach dem Aveläuten reiten sie zum Kamin hinaus auf Besen, Ofengabeln, Scheitern, Kunkeln, Stühlen, nachdem sie diese Gegenstände mit einer vom Teufel besorgten Salbe geschmiert haben. Im Wirbelwind geht's zu den Hexenplätzen, Orte, wo vor alters Gericht gehalten wurde (z. B. Sinig) oder heidnische Opfer geschahen.

Ist die Hexe eine Bäuerin, so legt sie vor der Ausfahrt einen Strohhalm ins Bett, daß der Bauer nichts merkt.

Wenn ein ordentlicher Christenmensch nach dem Abendläuten ausgehen muß, soll er den Wagengeleisen nachgehen, um vor der Hexenfahrt sicher zu sein. Bei den .Zusammenkünften, die sehr gerne zu heiligen Zeiten stattfinden, hat jede Hexe ihr Amt.

Zum Mahle brachten sie oft Rinder, Schafe und Kinder mit, die gebraten wurden. Das war aber nur dem Scheine nach; diese Kinder und Tiere mußten in Wirklichkeit bald hernach sterben. Auf die Tanzplätze brachten die Hexen dem Teufel geweihte Hostien, die sie sich nach Empfang des Abendmahles wieder aus dem Mund genommen hatten, zur Schändung und Bereitung von Zaubermitteln.

Die Johannisnacht ist Hexensabbat.

Junge Hexen sind nach dem Volksglauben nicht so zu fürchten wie alte; es sind meist leichtfertige Dirnen, wodurch eben der Teufel Gewalt über sie bekommt und sogar bei ihnen in höchsteigener Person fensterlt. Im allgemeinen aber werden sie erst nach dreimal sieben Jahren der Buhlschaft des Teufels für würdig erachtet und erhalten nach allerhand Proben sein Siegel am Rücken.

Hexenmütter müssen ihre Kinder das Hexen lehren. Darum galten den Hexenrichtern die Töchter von Hexen schon von vornherein als solche. Eines der ersten Probestücklein der Kinder war Mäusemachen. Bringt man über der Stalltüre ein Rad an, dessen Speichen ein Kreuz bilden, werden die Hexen verscheucht, was sehr wichtig ist, denn sie können den Kühen Milch nehmen oder diese so verhexen, daß keine Butter daraus gemacht werden kann; darum soll man an jeden Butterkübel einen geweihten Benediktuspfennig hängen.

So brachte einmal eine Gratscher Bäuerin keine Butter aus dem Kübel (133). Die Milch blieb Milch, mochte sie schlägeln, wie sie wollte. Ein Kapuziner hörte ihre Klage, sprach ein Gebet und ein Butterknollen lag in einer schüssel vor ihnen. Eine Hexe hatte die Butter vertragen gehabt, weil der Kübel nicht gesegnet war. Auf das Gebet des Kapuziners hin mußte die Hexe das Gestohlene zurückgeben. Die Bäuerin erkannte aber die Schüssel als eine von der Nachbarin. Als sie dieser die Schüssel zurückbrachte, erschrak die Hexe wohl sehr, wußte aber die Bäuerin so einzufädeln, daß diese bat, sie in den Hexenbund aufzunehmen, "Ich werde das Männlein mit dem Hexenprotokoll schicken und da brauchst du nur zu unterschreiben."

Richtig, es kam ein kleines, unheimliches Männchen mit einem großen Buche und die Bäuerin sollte jetzt mit ihrem Blute ihren Namen hinsetzen. Dem Weibe wurde die Sache nun doch enterisch und sie suchte allerlei Ausflüchte. Das Männlein verstand aber keinen Spaß, preßte ihr einen Finger, daß das helle Blut herausspritzte und befahl zu unterschreiben. Die Bäuerin, die den Handel schon zutiefst bereute, schrieb schnell die heiligen Namen ein. Dadurch wurde das Buch so schwer, daß es das Männlein nicht mehr wegzutragen vermochte. Stinkend stob es davon und die Bäuerin erkannte am Geruch, daß es der Teufel selber gewesen. Gleich ließ sie den Pfarrer kommen und der konnte aus dem Buche den Hexenmeister und alle Hexen herablesen. Man trieb sie alle in einen Stadel und steckte ihn ohne langen Prozeß in Brand. Durch diese gründliche Kur war das Dorf lange Zeit vor Zaubereien sicher.

Wenn in einem Zimmer drei Lichter brennen, kann keine Hexe herein, wohl aber geht eine Braut hinaus, d. h. es ist eine Braut im Hause. Wo sich ein Karwendelstock (Quendel) befindet, kann eine Hexe nicht ausruhen.

Auf abgeschnittene Haare muß man spucken, daß die Hexen damit nicht Zauberei treiben und man nicht Kopfweh bekommt.

Wenn man nachts fährt, muß man mit der Peitsche knallen (siehe das Butterschnöllen), damit alle Hexen und bösen Geister ausweichen. Der alte englische Müller (134) ritt einmal spät abends aus dem Unterlande heim. Unterwegs bat ihn ein meeraltes Weiblein, er möge sie aufsitzen lassen. Vielleicht hätt' er einer jüngeren willfahrt, der Alten schlug er's dreimal ab und ritt weiter. Plötzlich kam er zu einem hellerleuchteten Schlosse, aus dem Tanz und Lang, Gläserklang und Musik tönte, schöne Frauen sahen zum Fenster heraus und winkten ihm zu. Dafür war der Müller zu haben, tat eifrig mit, aß und soff, tanzte und wurde gar zärtlich. Als der Morgen graute, tat es plötzlich einen tüchtigen Rumpler und im Nu war die ganze Herrlichkeit zerstoben.

Der Müller stand mit seinem Roß auf einem Felsen ob dem Sinich und die wunderholden Frauen eilten, seiner spottend, als abscheuliche Vetteln nach allen Seiten davon. Der duftende Braten, von dem ihm manch Stücklein köstlich gemundet hatte, lag als stinkendes Hundefleisch vor ihm. Na ja, „Betrieb" scheint es auf den Hexenplätzen stets reichlich gegeben zu haben; Musik und Tanz und allerlei Belustigungen. Namentlich hoch her ging es, wenn der Teufel mit einer neuen Hexe Hochzeit hielt; da ließ er, wie alle Hexen eingestanden (sogar „unter „Tortur"), tüchtig „pfeifen und trumetten."

Dies kam einmal drei Musikanten (135) zugute, die am Sinich vorbeiwanderten und dort ein prächtiges Haus gewahrten, aus dem lustiges Getriebe klang. Die drei dachten, bei solchem Rummel könnte man allenfalls noch ein paar Spielleute brauchen, und wirklich mußten sie alsbald in einem Saale aufgeigen, wo es ganz toll zuging und die Hahnenfedern auf den Hüten der Tänzer wippten und schwirrten, als ob lauter Burggräfler Leaslbuben tanzten. Die Musikanten erhielten vollauf Speise und Trunk. Als aber die Morgenglocke läutete, war der Spuk verschwunden und die drei Fiedler fanden sich auf dem Sinicher Galgen sitzen und mußten droben hocken bleiben, bis man sie mit Leitern herabholte, seither mieden sie am späten Abend diese Gegend. Nicht mit Unrecht, denn verrufen und unheimlich ist dieser Ort genug, hat man doch durch lange Zeit dort die Hexen verbrannt und die Malefizianten gehängt.

Es fischten da im Sommer 1850 einige Maiser Burschen (136), nicht weit von der Stelle, wo die Gehängten verscharrt sind. Plötzlich hörten sie ein Lärmen und das Rollen von Kutschen, daß ihnen die Ohren fangen. Das kam immer näher und im Nu war der wilde Zug vorüber. Es waren dabei keine Menschen zu sehen, sondern nur fliegende Kutschen und in der Luft galoppierende Pferde.

Etwas Ahnliches passierte einem Saltner (137), dem späteren Thurnerbauer. An einem Donnerstage des Jahres 1816 saß er vor der Saltnerhütte, es mochte so gegen elf Uhr nachts gehen, da sah er in der Marlinger Gegend plötzlich Licht. Während er dachte, wer noch so spät aufsein möge, hatten sich die blauen Lichtlein schon vermehrt, kamen näher und flogen mit so furchtbarem Getöse daher, daß der Saltner sich in die Hütte flüchtete. Kaum hatte er die Türe zugeschlagen, sausten die Lichter vorüber: es war ein Hexenritt!

Solch ein Entsetzen machten auch der Salmannknecht und der vom Hochplatter durch (138), als sie auf den Maiser Wiesen wässerten. Sie sahen auf den Marlinger Auen viele blaue Lichtlein hin- und herhuschen. „Siehst," sagte der Salmannische, „heut tanzen die Ludern wieder, weil Pfinztig ist." „Jessas, sei stad!" warnte der andere, „sonst werden sie glei da sein." Und dem war auch so; denn die Hexen hatten schon die Worte des ersten gehört, im Sturm flogen sie daher, um sich zu rächen. Mit knapper Mühe konnten sich die Knechte noch in ein Haus retten.

Das sind wohl Anklänge an das „Wilde Heer" oder an die „Wilde Jagd", die über Deutschlands Gaue dahinbraust, namentlich in den zwölf Nächten, mit Hufgestampf, Rossegewieher und Hundegebell.

Nur die Lananer hatten sich früher einer Art "Wilden Jagd" zu rühmen (139). In den heiligen Zeiten, also auch in den Zwölften, soll Heinrich der Welfe, der im Jahre 999 in Lana auf der Jagd ermordet worden ist, als Jäger umziehen. Er sprengt auf schnaubendem Pferde voraus, ihm folgt sein Mörder Kunz mit einem Rudel bellender Hunde. In früheren Zeiten konnte, wer Lust hatte, den Jäger sehen, seit vielen Jahren aber wird er nicht mehr bemerkt. Das Volk, aus dessen Gedächtnis sein Andenken schwindet, sagt, er sei erlöst.

Doch mit den Hexen wird man so schnell nicht fertig und weil wir gerade von einem Morde hörten, sei das Hexenerlebnis eines Mühlknechtes angefügt (140). Das war ein wackerer Bursch, kam eines Tages zu einem Müller und bat um Arbeit. Er gefiel dem Meister wohl und der hätte ihn gerne angestellt; aber er getraute sich nicht mehr, denn so oft er einen neuen Knecht in der Mühle schlafen ließ, war dieser anderen Morgens ermordet aufgefunden. Der junge Müller ließ sich nicht abschrecken. Als er sich ins Bett gelegt hatte, trachtete er, sich wachzuhalten. Auf einmal kam eine große schöne Katze hereingeschlichen, miaute schmeichlerisch, wedelte, suchte sich an den Knecht heranzudrängen, daß er genug zu tun hatte, das Vieh abzuwehren. Als es immer zudringlicher wurde, faßte er es beim Schweif und warf es weit weg zur Türe, durch die es nun hinauseilte. Der Bursche legte sich aufs Ohr und schlief ungestört. Am Morgen war der Meister baß erstaunt, statt eines Leichnams einen kreuzlebendigen Müllerknecht vor sich zu sehen. In der nächsten Nacht versteckte dieser eine Hacke in seinem Bette. Diesmal tat er der Katze sehr schön, lockte sie heran und hieb ihr flugs eine Vorderpfote ab. Mit erbärmlichem Miauen hinkte sie auf drei Beinen aus der Kammer.

Folgenden Tages zeigte der Geselle dem Meister das Pfötchen und beide gingen erfreut ihren Geschäften nach. Zur Mittagszeit aber stand kein Essen auf dem Tisch und die Müllerin war nirgends zu sehen. Sie lag zu Bett und behauptete, daß ihr was fehle. Wisset ihr, was dem Weibe fehlte? Eine Hand, die abgehackt war. Und so wisset ihr auch, daß die Meisterin eine böse Hexe gewesen ist.

Der Hütbub eines Partschinser Bauern (141) hatte auch unter den Nachstellungen einer Hexe zu leiden, die im gleichen Dienst war. Aber ihre Liebkosungen und Annäherungen waren als Kopfnüsse, Püffe und Tachteln zu fühlen, daß das Bürschl alle Engel singen hörte. Die Bäuerin sagte nichts dazu, denn die Kühe gaben soviel Milch wie nie zuvor. An einem Donnerstag ging die Magd mit dem Hirten in den Wald, um Laub zu streifen. Sie befahl ihm, er solle beide Körbe voll klauben, sie müsse noch weiter hinauf in den Berg, Haselnüsse zu suchen. Dem Burschen kam die Sache bedenklich vor, er schlich nach und sah auf einer Wiese viele Weiber tanzen. Doch bald kamen sie untereinander zu streiten und sie hatten es dabei namentlich auf die Magd abgesehen, die sie hin-und herzerrten, bis sie in Stücke zerrissen war. Dann wurde friedlich weitergetanzt. Am Ende stellten einige Hexen die zerrissene Magd wieder zusammen, nur konnten sie eines der Gebeine nicht mehr finden, ersetzten es durch einen Haselzweig und taten allerlei Sprüche, bis die Tote lebendig aussprang. Eine Hexe warnte: „Passe auf, daß dich niemand Haselhexe schimpft, sonst zerfällst du in alle deine früheren Stücke!"

Dies schrieb sich das Hüterbübl hinter seine gespitzten Ohren und rannte den Berg herab zur Arbeit. Natürlich waren die Körbe alles eher als gefüllt, sobald die Magd nachkam. Da hub sie an zu schelten und zu fluchen und holte schon zu einer tüchtigen Ohrfeige aus, da schrie der Hirt: "Du bist die Haselhexe!" Sofort fiel sie in einzelne Teile auseinander und war tot für immer.

Ein merkwürdiges Hexenbegräbnis (142) erlebte ein Schennaner, als er zwischen acht und neun Uhr abends über das „stickle Gaßl" hinaufging. Da kam ihm ein Zug entgegen wie ein ordentliches Begräbnis. Er ließ ihn vorüber und stieg kopfschüttelnd weiter. Am Ende vom Gaßl sah er den Pfarrer sitzen und dem Begräbnis nachschauen. „Weißt du," fragte der Geistliche den Bauer, „was sie da begraben haben? Einen Fackenstutz (Schweinshaxe) haben sie in der Truhe gehabt!" Den Zug bildeten lauter Hexen.

Hexerei ist aber nicht ausschließlich ein Vorrecht und eine Betätigung älterer Weiber gewesen; es befaßten sich damit auch männliche Kreaturen: die Hexenmeister, Zauberer und Schwarzkünstler.

Gründlicher (wie nun einmal das Mannsgeschlecht ist) machten diese meist sogenannte Schwarzschulen mit. Eine der berühmtesten war in Lana. Solche Lehrstätten der Hexerei kann man nicht beliebig wo aufrichten, sondern nur dort (143), wo die Toten zum Begräbnis über kreuz getragen werden. Diese günstige Gelegenheit ist in Lana gegeben: von den Höfen Inner- und Außerrunggunggl bis zum Höllentaler, Schießebner und allen Häusern herwärts von der Falschauer geht man mit den Leichen von Osten nach Westen zur Pfarrkirche; über der Falschauer vom Gaulrappmüller, Schöpfer, Schaller und Braunsberg von Norden nach Süden; beim heutigen Kapuzinerkloster kreuzen sich die Wege und hier war die Schule.

Dieser entstammen das Pfeifer Hoisele, der Klocker von Nalles und der Moaser (Maiser) Student.

Das Pfeifer Hoisele haust in der Rafeinwand (144). Von der geht ein Gröben ab, der die Güter und Ortschaften darunter schon oft stark schädigte. Will das Hoisele den Etschländern ein tüchtiges Gewitter schicken, führt er das Wasser mit dreihundert Paar Katzen unter lautem Pfeifen auf die Rafeinwand. Wenn man es also von dort herab pfeifen hört, muß man ein böses Wetter befürchten.

Der Klocker-Kotter (145) ist ein tiefes, gar unfreundliches Gewölbe beim Hiesegger, einem Nalser Bauernhofe, rechts von der Haustüre. Dahinein war nämlich der Klocker gebannt worden. Die Bewohner des Hofes wurden oft durch heftiges Rumoren im Schlafe gestört. Dann sah man ein kleines, grüngekleidetes Männchen mit einem Pack Schriften unterm Arm. Es glotzte den Beobachter so gruselig an, daß man sich gern wieder davonmachte. Wer es ein zweitesmal versuchte, wurde krank und siechte dahin.

Quelle: Der Burggräfler in Glaube und Sage, Hans Matscher, Bolzano 1933, S. 137ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Dezember 2005.
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