Huisile tuet Wötter machen

Huisiles besondere Kunst und Vorliebe galt dem Wettermachen. Er machte es zum Zeitvertreib oder zur Unterhaltung für sich und andere, er machte gutes oder schlechtes Wetter, um die Leute zu belohnen oder zu bestrafen, er wurde zum wilden Rächer, wenn er beleidigt worden war. Daher kam es, daß er fast jedes Tal im Umkreis des Brenners bedroht hatte, es mit Putz und Stingel auszuschwenzen. Seine Drohung gelang ihm aber nur in wenigen Fällen, denn immer kamen ihm die geweihten Glocken zuvor, die seinen Zauber zunichte machten, so daß der Hexenmeister beschämt abziehen mußte.

Er war aber auch ein Wasserkünstler, dem alle Wasser gehorchen mußten. Als ihn die Pfitscher Bauern einmal erzürnt hatten, drohte er ihnen, er "werde den Pfitscher Wildbach wieder talaufwärts kehren!"

Zum Wettermachen bediente er sich seltsamer Mittel. Meist führte er mit zwei schwarzen Katzen das Wasser von einem sagenhaften See herauf, um es dann in Form eines Hochwetters oder einer Mure zutal zu schicken. In Mareit führte er mit Böcken einen Winter lang Schnee auf das Joch hinauf, um eine furchtbare Lawine vorzubereiten, in der sich wohl die Erinnerung an eine gewaltige Naturkatastrophe widerspiegelt. Im Sarntal ist ihm nur "ein Tröpflein zu früh ausgerunnen", und schon stürzte ein Wildbach ins Tal. Nicht selten versuchte es der Hexenmeister auch mit einem Bergsturz, der ihm in einem Falle auch gelang - allerdings auf die falsche Seite!

Beim Wettermachen gewann Huisile in den Augen des Volkes eine fast heidnische Gewalt. Wie ein Bild des alten Gewittergottes Donar mutet es an, wenn er "auf einem schwarzen Bock hinunterritt in das Tal, und hinter ihm wurde alles schwarz". Bei diesem Bilde wurden ohne Zweifel uralte, jedoch heidnische Vorstellungen auf den Hexenmeister übertragen, wie ja der Wettergott Donar auf einem von zwei Böcken gezogenen Wagen über den Himmel fuhr.

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 54 - 55.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.