Huisile will den Padauner Kogl abscheren

Mit seiner Zauberrodel konnte Huisile bergauf und bergab rodeln, wo und wie er nur wollte. Kein Berg war ihm zu steil, kein Abgrund zu gefährlich - mit seiner Rodel kam er überall durch. Die Rodel benützte er nur im Winter. Sie war aus "Totenbeinern" zusammengesetzt. Einmal keuchten die Heuzieher des Palsertales über den steilen Flittner Berg hinauf. Da rodelte Pfeifer Huisile daher. Es ging so schnell, daß er sogar ein wenig einhalten mußte, und der Schnee staubte unter den Kufen. Gemütlich grüßte er die Heuzieher: "Buebmer - tüet a wiag roschtn! Isch wolten schtickl do auer..."

Ja - Huisile hatte mit seiner Zauberrodel leicht lachen! Aber die Bueben mit ihrer schweren Last!

Nun zeigte einer hinunter ins Tal, wo im Winter keine Sonne zukam. Dabei meinte er:

"Huisile, der Padauner Kogl nimmp üns die gonze Sunne!"

Ein Wort gab das andere:

"Huisile - tue üns den Padauner Kogl oscharen, daß mer merer Sunne hobn! Wos koschtets...?"

Huisile überlegte nit lang und gab zur Antwort:

"Nur um a Marend schar i enk den Padauner Kogl o!"

Die Bauern waren damit einverstanden, würden sie doch im Winter mehr Sonne im Tal haben. Zur Vorsicht aber fragte einer: "Und wo wert der Kogl noar hinfolln...?"

Huisile war schlau und wollte ihnen nicht sagen, auf welche Seite der Kogl fallen würde: Ob in das Silltal hinunter oder in das eigene Heimattal hinein! In diesem Falle wären viele Höfe des Valsertales verschüttet und das Innere des Tales in einen See verwandelt worden. Auf ein solches Wagnis wollten die Bauern nun doch nicht eingehen. Daher gaben sie dem Hexenmeister keine Marende und Huisile ließ den Padauner Kogl in Ruh. Der Berg steht noch heute. Von dieser Zeit stammt die Redensart für einen Aufschneider, daß jemand den Padauner Kogl um eine Marende abtragen wollt!

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 61 - 62.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.