Huisile tuet mit Katzen Wasser führen
Einmal befanden sich die Bauern von Obernberg in fleißiger Arbeit auf den Bergmähdern des Lorenzenberges. Die Bäuerin schürte eben das Feuer bei der Kochhütte, um die Krapfen aufzuwärmen. Da kam plötzlich der Hexenmeister Pfeifer Huisile daher, diesmal in seltener Begleitung. Zwei schwarze Katzen hatte er einem durchlässigen Sieb vorangespannt, und in diesem Sieb plätscherte das Wasser - wohl vom Padrinser See - ohne jedoch auszurinnen. Bedächtig schritt Huisile dahinter her - immer unheilvoll und düster vor sich herblickend, dann wieder schlau lächelnd, als ob ihm etwas Feines eingefallen wäre. Eilig trieb er von Zeit zu Zeit die schwarzen Katzen an. Die Bäuerin sah das seltsame Gespann, aber sie wandte sich rasch um und ließ den Hexenmeister vorüberziehen, ohne nur ein Wort zu sprechen oder ihn zum Essen einzuladen. Bei der nächsten Hütte wurde er eingeladen:
"Huisile geh her - iß ein' Krapfen mit uns!"
Huisile hat der Einladung gerne Folge geleistet. Am selben Nachmittag
fuhr ein fürchterliches Hochwetter über die Berge, daß
alle Bauern die Heuarbeit einstellen mußten, ja auf dem Bergmahd
der ersten Bäuerin, die Huisile nicht eingeladen hatte, "schwenzte
es sogar die Heuscheiben herunter
"Der andere Bauer aber, der
den Hexenmeister gut bewirtet hatte, konnte trotz des schlechten Wetters
sein Heu gut hereinbringen. Genau beim Feldmarch schien die Sonne, während
außerhalb des Marches ein Hochwetter tobte. Es war das Zauberwasser,
das Huisile auf das Joch hinaufgeführt hatte, und das nunmehr das
Tal überschüttete.
Quelle: Pfeifer Huisile,
Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 60.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.