Der falsche Schwur
Da kam Huisile einmal vor das Sterzinger Gericht und mußte feierlich seine Aussage beschwören. Darob war er nicht verlegen, sondern er suchte einen schlauen Ausweg:
Er tat Erde von seinem eigenen Grund und Boden in die Schuhe hinein, so daß er auf "seinem eigenen Grund und Boden stand". Dann versteckte er den "Schöpfer", das ist die Schöpfkelle, unter den Hut und schwor: 8)
"So lang i auf mein' Grund und Boden steh und der Schöpfer über mein ist, so ist's wahr, was i sag ...!"
Dieser Schwur findet sich in der Tiroler Sagenwelt in mehrfacher Form. Er bietet ein neues Beispiel, wie uralte Volksvorstellungen auf Pfeifer Huisilen übergegangen sind.
8) Das Motiv des falschen Schwurs mit nachfolgender Bestrafung ist in
der Welt der Sage beliebt. Aber wenn auch das Grundmotiv unverändert
bleibt, so entwickeln sich immer für jede Gegend verschiedene Formen
und Erzählungen: Erwähnt sei die Sage vom Schmirner Ferner,
erzählt in den Wipptaler Heimatsagen, Österr. Bundesverlag,
1948, vom selben Verfasser; Zingerle erzählt die berühmte Sage
von der Schönnaer Alm am Hintersee im Passeiertal, wo ein Bauer von
Schönna falsch geschworen hatte, um in den Besitz der Alm zu gelangen;
besonders packend schildert v. Alpenburg dieselbe Sage (Johann N. Ritter
v. Alpenburg, Mythen und Sagen Tirols, Jg. 1857, Seite 275f.).
Quelle: Pfeifer Huisile,
Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 87 - 88.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.