Das Totenziehen

Im Pfitscher Hintertal herrschte tiefer Aberglaube.

Der Josl D.... war ein bärenstarker Mann. Er wollte aber seine Kräfte ins Unermeßliche steigern und ein ihm angepriesenes Mittel versuchen.

Eines Mitternachts begab er sich mit einem leeren Schlitten auf den Friedhof. Da mußten um die Geisterstunde die Toten aus ihren Gräbern steigen und sich auf den Schlitten setzen. Soviele derselben er nun imstande wäre dreimal um die Kirche herumzuziehen, mit ebensovielen Lebenden würde er es dann beim Raufen gewinnen.

Der Josl hatte jedoch seine Kraft überschätzt. Er war nicht in der Lage den alsbald vollbeladenen Schlitten von der Stelle zu bewegen, und war gezwungen, das Fahrzeug stehen zu lassen.

Da fielen die Toten über ihn her und rächten sich, indem sie sein Gesicht erbärmlich zerkratzten.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 39