DER WASSERMANN AUF SEEBERG

In Seeberg auf der Villanderer Alm, wo die drei schwarzen Lacken sind, haben drei Büblein Vieh gehütet. Weil sie sonst nicht wußten, was tun, fingen sie an, Steine in das Wasser zu werfen. Da kam ein Mädchen heraus und sagte: "Laßt das Steinewerfen, sonst sieht der Vater nichts zu flicken."

Sie ließen es nicht. Das Mädchen kommt wieder heraus und sagt dasselbe, doch die Buben folgen nicht und werfen weiter. Es kommt noch einmal heraus und sagt und droht. "Der Vater kommt und schindet euch!" Da ließen es zwei, der dritte aber, keck und großmäulig, griff nach seinem Feitel (Messer) und höhnte: "Da hat er ein Messer, daß er mich schinden kann!" Mit diesen Worten zog er es aus der Scheide und warf es in den See.

Nun kam wohl das Mannl aus dem Wasser, die Buben laufen sakrisch. Soweit der Boden trocken ist, erwischt es sie nicht gleich; hinten hinab kommen aber Lacken, da sagt es:

"Wie nässer daß i bin,
wie besser, daß i spring!"

erwischt den Buben und hat ihn sauber geschunden.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 159