DIE SCHWARZSCHULE

Wenn man in Quatembernächten in Afers auf einen Kreuzweg geht, wo Haselstauden wachsen, dann sieht man um Mitternacht die Schwarzschüler. Sie stehen alle stumm da, jeder hat ein Buch in der Hand und schaut nie auf. Wer dazukommt, erhält auch ein Buch, und in dem kann er alles in einer Nacht lernen, was er nur will. Er kann eine andere Sprache lernen, ein Handwerk, eine Kunst, auch die "Schwarze Kunst", das Zaubern.

Aber in der nächsten Quatembernacht fehlt einer von den Schwarzschülern, und so jedesmal, und keiner weiß, wer das anderemal nicht mehr sein wird. Ist einer einmal gegangen, so muß er immer hin, aber leicht kann's sein, daß er schon das zweitemal geholt wird.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 189 f.