119. Rübezahl zeiget einen unrichtigen Weg.

Ein glaubwürdiger Bürger und Kürschner zu Hallt hat mir durch einen andern beibringen lassen, wie er vor etlichen Jahren selbdritte auf dem Riesengebürge gewesen, da er am Wege gezweifelt und sich nicht hat können mit seinen Gefährten zurechte finden. Derentwegen er denn von einem andern Mann (der ihm ungefähr und unverhofft, doch gewünscht begegnet - es war's aber niemand anders als der possierliche Rübezahl gewesen) sich erkundiget und gefraget hat: wohin die richtige Straße gehe, daß man an jenen Ort gelangen möge? Drauf soll jener Verführer-Geistmann sie umb einen Berg zu gehen angewiesen haben, sprechende' Folget nur diesen Weg und gehet allda zur Rechten hinumb, so werdet ihr nicht irren. Hierauf gehen die Wanderer den an die Hand gegebenen Weg und geraten nach Herumschweifung schier eines ganzen Tages wieder an den vorigen Ort, da sie vorher gewesen: allwo sie in eine Schenke die Nacht verweilet und den folgenden Morgen drauf erstlich von rechten Leuten sind auf den gewissen Weg gebracht worden. Aber gnug.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 110
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