53. Rübezahl kochet Krüllerbsen.

As waren einsmals etliche Handwerksbursche müde und hungrig geworden und hatten auf dem Gebürge [Gebirge] zu essen gewünschet, so ferne sie es nur hätten können habhaft werden. Und indem sehen sie ein Haus am Wege, darinne kehren sie ein und begehren von dem Hauswirt umb Geld ein Stücke Essen, welches ihnen auch nicht versaget, sondern gar bald dargereichet worden: da sie denn unter andern Brot, Käse und andere geringe essende Waren bekommen, welches sie verzehret und den Bauch damit erfüllet haben. Wie sie nunmehr aber sich wieder haben aufmachen wollen, da sehen sie, daß der Gastgeber beim Feuer ein' Topf Erbsen stehen gehabt; zu solchen kriegen sie abermal Beliebung, und bittet ein jedweder umb eine Hand voll Krüllerbsen, die er mit sich auf den Weg nehmen und vernaschen möchte. Solche werden ihnen auch nicht versaget, sondern nach Belieben mitgeteilet: und besackt also em jeder seine Schiebsäcke mit dergleichen halbgekocheten Erbsen, und gehen hiemit davon. Wie sie eine Weile hernach an die Nascherei gedenken und unterwegen davon schmausen wollen, siehe, da ziehet einer Kühemist, der ander Pferdedreck, der dritte Schweinsquark, der vierte Eselsförze und der fünfte Hundescheiße herfür, und weisen den Quark alle zugleich mit einem Gelächter auf, wünschend, der Wirt möchte für allen Hänger am Galgen hangen, der sie so gehudelt hätte. Und gehen darauf Unwillens ihres Weges fort, bis sie in eine andere Herberge einkehren und die Schelmerei dem Hausvater erzählen. Wie solcher es gehöret, und der Sachen läuftig und wohl erfahren gewesen, hat er ungefähr gesaget: Ei, ihr Herren, vielleicht wisset ihr nicht einmal recht, was ihr gehabt und verworfen habet! Darauf fangen sie alle an und lachen den Reformierer aus, sprechende: Was, zum Teufel! meinet ihr denn, daß wir blind gewesen sein? Es war ja lauter Scheißerei, was wir hatten. Und indem langet einer hin und will zum Wahrzeichen seinen besudelten Schiebesack herausziehen, den Wirt zu überzeugen; aber wie er fertig gewesen, da springen zwei unvermutliche Goldgülden auf den Tisch: drüber seine Kameraden lustig werden und gleichermaßen ihre Diebessäcke visitieren und alle Stücklein Gold, einer mehr, der andere weniger, herfürbringen.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 50f
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