8. Rübezahl duldet keinen Hund auf dem Gebürge [Gebirge].

Dieses soll gar ein gemeines und allen bekanntes Ding sein, daß der Berggeist keinen Hund oben leide, weil er selber der einige Jäger sein will, der das Wild hetzet. Also soll es unlängst geschehen sein (wie ich diese Geschichte von einem glaubwürdigen Pfarrherrn aus der Schlesien mündlich in Leipzig empfangen habe), daß der eigentliche Herr des Orts, nämlich der Herr von Schaffgotsch, seinem Jäger befohlen, er soll doch einen Hund zu sich mit hinaufnehmen, damit er einen Gehülfen bei der Hand hätte, so er ein Wild vermerken möchte: sintemal der Jäger sein Häuslein und Wohnung immer droben hat, aber keine Hunde halten und behalten kann. Was geschicht? Ob der Wildschütze sich gleich wegert und ofte verwendet, daß es vergebens sein würde, weil er ja niemals einen Hund litte, so hat er dennoch Ihrer Gnaden Befehl gehorsamt und einen wackern Windhund zu sich mit hinaufgenommen. Wie er aber droben gewesen, da war ihm ein Mann begegnet, welcher zweifelsohne der Riphäische Sartyrus gewesen. Solcher war stockstille gestanden und hatte diesen vorübergehenden Windhund mit starrenden Augen eine lange Weile angesehen, bis der Jäger zu seinem Häuslein gekommen, da er solchen Hund in einem Stall bei sich versperret: aber wie er frühmorgens wiederumb darnach sehen will, da war kein Hund zu sehen noch zu hören gewesen, bis er am Tage ungefähr, indem er sonsten ausgegangen und Wild gesuchet, bald hie, bald da ein Viertel von seinem Hunde am Gebüsche hangen stehet.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 11
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