117. Rübezahl hänselt einen losen Fuhrmann.

Rübezahl kommt zu einem Fuhrmanne, welcher nach Hirschberg zu fahren in Willens, bei deme er sich angegeben und umbs Fuhrlohn gedinget. Als sie aber kaum eine Viertelmeil Weg miteinander gefahren, wollen die Pferde nicht einen Schritt von der Stelle gehen; da ihn der Fuhrmann heißen absteigen, welches er zu tun sich geweigert, vorgebende, weil er hätte Geld gegeben, müßte er auch dafür fahren. Als aber der Fuhrmann mit Ungestüm auf ihn zugelaufen, in Willens, ihn herabzureißen, hat er sich furchtsam gestellet und ist auf der andern Seite des Wagens geschwind heruntergesprungen. Hierauf haben zwar die Pferde ein zwölf Schritt den Wagen von dem alten Ort gerücket, aber bald wieder stille gehalten. Der Fuhrmann wird zornig, schlägt auf die Pferde immer los, bis Rübezahl machet, als wenn alle beide mitten voneinander springen. Worüber dem Fuhrmann so angst worden, daß er alsbald zurückgelaufen, seinem Wirte das Unglück angemeldet und gebeten, er möchte ihm doch seine Pferde so weit leihen, daß er den Wagen wieder zurückbringen und sich ein paar andere Pferde kaufen könnte. Wie nun der Wirt und andere Leute mehr (so es gehöret) mit dem Fuhrmanne hinauskommen, stehen die zersprungenen Pferde wieder am Wagen ganz ohne Schaden und Mängel, aber der Wagen ganz abgeladen, daß der Fuhrmann die Ware mit großer Mühe und Beschwerd hat müssen auf dem Felde aufladen, und ist endlich mit seinen eigenen Pferden an bestimmten Ort gelanget.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 109
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