37. Rübezahl erläßt Edelgesteine hinter sich.

Vor der Reformation, da es in Böhmen noch lutherisch und evangelisch gewesen (da es itzund kaum epistolisch, katholisch wollte ich sagen, ist), zu solcher Zeit ist ein Pfarrherr übers Gebürge [Gebirge] gegangen samt seinem Küster, in willens, eine Kindtaufe herüberwärts zu verrichten. Indem er aber mit seinem Handlanger wandert, da soll er ungefähr bei der einen Schneeküppe eines Italiäners [Italieners] am Bächlein wahr geworden sein, der viel kleine Steinlein über einen Haufen da heraus gelesen und neben sich hingelegt gehabt. Wie er solchem etwas näher geraten, da war der vermeinte Italiäner eilends davongesprungen und hatte alles im Stiche gelassen, was er gesammelt: der Pfarrherr aber hatte unterdessen etliche Steinlein zu sich in sein Schnupptuch gestecket und war darmit vor die lange Weile weggegangen, hatte sie auch beim Goldschmiede versuchen lassen und befunden, daß es köstliche Edelsteine gewesen, derentwegen er bald drauf eben des Weges gegangen, die übrigen Steine zu suchen; aber da war weder Steingen noch Bächlein zu sehen gewesen, ob er gleich die vorige Stelle betreten; wiewohl dem Pfarrherrn auch vorhero soll Wunder genommen haben, daß er allda ein rinnendes Bächlein aus'm Berge vermerket, als der vordessen keinen allda angetroffen, ungeachtet, ob er schon sehr vielmals desselben Weges sich gebrauchet gehabt.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 36f
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