DAS GELDLOCH IN HAMBÜHREN

Zwischen der Schäferei bei Celle und Hambühren liegt eine Gruppe ansehnlicher Sandhügel, die der Wind zusammengeweht hat. Die Celler Spaziergänger nennen sie die sieben Berge oder wohl gar die Hambührener Schweiz. Hier lag in alten Zeiten das Dorf Hambühren mit seinen Höfen und Gärten. Aber der Westwind blies jahraus, jahrein den leichten, fliegenden Sand aus dem Allertale gegen das Dorf, also daß die Äcker und Gärten versandeten, wie es in einem alten Liede heißt:

De Wind, de weiht,
De Hahn, de kreiht,
De Sand fängt an to weihen.
Schon war zu sehen, daß mit der Zeit auch die Gebäude zustürmen würden.
De Wind, de weiht,
De Hahn, de kreiht,
Bald ligt dat Dörp in'n Sarge.

Da blieb den Bauern nichts andres übrig, als ihre alten Wohnplätze zu verlassen. Sie brachen die Höfe ab und bauten sie eine Strecke weiter nach Westen wieder auf. Die Stelle, wo vormals die alten Höfe lagen, heißt noch immer im alten Dorf, obgleich wohl mehr als ein halbes Jahrtausend vergangen ist, seit die Dünen von dem Gelände Besitz genommen haben.

Man erzählt sich in Hambühren, daß im alten Dorf an einer Stelle, die das Geldloch heißt, ein Schatz vergraben liege. Nur beherzten Männern werde es gelingen, ihn zu heben, wenn sie in der Geisterstunde von zwölf bis ein Uhr nachts nachgraben, ohne dabei auch nur ein einziges Wort zu sprechen; einen pechschwarzen Hund müßten sie zur Stelle haben, der schließlich den Schatz aus dem Boden herauskratzen werde.

Vor langen Jahren sollen einige unerschrockene Männer es unternommen haben, den Schatz zu gewinnen. Sie kamen bei Nacht und Nebel mit einem schwarzen Hunde zum Geldloch und schaufelten eine tiefe Grube in den Sand. Endlich stieß einer der Männer mit seinem Spaten an einen harten Gegenstand, daß es klang. Da ist er! rief er hastig aus; aber in demselben Augenblick versank der Schatz viele Klafter tiefer in den Boden, und alle Arbeit war vergebens, weil der Schatzgräber seine Zunge nicht im Zaume gehalten hatte.

Quelle: Will-Erich Peukert: Niedersächsische Sagen V. Göttingen 1968, S.446-447.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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