DAS UNWETTER UND KURFÜRST JOACHIM I.

Vor anderm ist merkwürdig, was sich Anno 1525 zu Berlin den 15. Juli mit Kurfürst Joachim begeben. Diesen hatte ein Astronomus feierlich gewarnt, daß an demselben Tag ein groß Wetter würde kommen, und wäre zu besorgen, beide Städte Berlin und Kölln möchten untergehen. Ist also mit seiner Gemahlin, der jungen Herrschaft und vornehmsten Bedienten auf den Tempelhofischen Berg gezogen, um die Begebenheit der beiden Städte abzuwarten. Als er aber sich lange da aufgehalten und nichts daraus worden, hat ihn seine Gemahlin, wie sie denn eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen, gebeten, daß er möchte wieder hineinziehen und bei seinen armen Untertanen auswarten, was Gott tun wollte, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet, darüber er bewogen, und um vier Uhr gegen Abend wieder gen Kölln gefahren. Ehe er aber an das Schloß gelangt, hat sich ein Wetter bewiesen, und wie er unter das Schloßtor gekommen, dem Kurfürsten vier Pferde vor dem Wagen samt dem Kutscher erschlagen, sonst keinen Schaden mehr getan.


Quelle: J. G. T. Grässe, Sagenbuch des Preußischen Staates 1 - 2. Glogau 1868/71, Nr. 27