DIE SAGE VON DER STEINPETERMÜHLE

Etwa eine Stunde von Breitenberg liegt am Gegenbach nahe an der Straße, die nach Wegscheid führt, die sogenannte Steinpetermühle. Dort ging einmal das Geschäft schrecklich flau und Unglück gab es über Unglück; bald überstiegen die Ausgaben die Einnahmen weit, so daß Schulden über Schulden das Anwesen belasteten. Um nun wieder auf die Beine zu kommen, wie der Geschäftsmann sagt, wollte der damalige Müller auch ein Sägewerk einrichten. Woher aber das Geld hiezu nehmen, da niemand mehr borgen wollte? In seiner Not griff er zum letzten Mittel. Er beschwor den Teufel und bat ihn um seine Hilfe. Der sagte zu, verlangte aber zum Lohne das erste Lebewesen, das die fertige Säge beträte. Als am nächsten Morgen die Sonne durch die Bäume guckte stand die Säge fix und fertig da. Das Wasser schoß lustig über das Mühlrad hinab und eine blitzblanke Säge bewegte sich gleichmäßig auf und ab. Es fehlte nur noch der Baumstamm zum Zerschneiden. Bald lagen aber auch Tannen- und Buchenstämme in ansehnlicher Zahl aufgeschichtet. Doch wer sollte das erste Bloch in die Säge schieben? Da kam dem Müller ein rettender Gedanke. Er nahm seinen Haushahn, band ihm die Flügel und warf ihn in die Säge. Wie der Blitz stürzte der Teufel darauf los. Als es ihm aber zum Bewußtsein kam, daß er überlistet war, machte er ebenso schnell wieder kehrt und fuhr fluchend durch das Mauerwerk zur Säge hinaus. Das Loch, das er dabei rannte, ist jetzt noch zu sehen. Zwar hat man schon oft versucht es zu vermauern; allein die Steine fallen über Nacht immer wieder heraus.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen