DER HL. GÜNTHER

Der hl. Günther, der Gründer des ehemaligen Klosters Rinchnach, dessen Ruf weit über Bayerns Grenzen hinausging, wurde um das Jahr 1015 von König Stephan nach Ungarn berufen, um ihm bei der Bekehrung seines Volkes behilflich zu sein. Eines Tages lud ihn der König zur Tafel und ließ ihm zu Ehren u.a. einen gebratenen Pfau auftragen. Günther aber, seiner Ordensregel, die den Fleischgenuß verbot, eingedenk, war in peinlicher Verlegenheit. Er wollte die Ordensvorschrift nicht übertreten, auch den König nicht durch öffentliche Zurückweisung verletzen. Da betete er inbrünstig zu Gott. Auf einmal bekam der Pfau in der Schüssel Leben und flog zum Staunen der ganzen Tischgesellschaft durch das offene Fenster ins Freie. In einem Gemälde in der Kirche zu Rinchnach ist diese Legende bildlich dargestellt.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen