VOM KIRCHENBAU IN GOTTSDORF

Als man in der Gegend von Gottsdorf daran ging, eine Kirche zu erbauen, war man sich über den Bauplatz immer nicht einig. Die einen wollten Gottsdorf wegen seiner freien Lage gewählt wissen, die anderen Neustift, das mehr im Mittelpunkte der beteiligten Ortschaften liegt. Die Neustifter begannen auch bald mit dem Anfahren des Baumaterials und dem Behauen der Balken. Dabei hackte sich ein Zimmermann in den Fuß, daß die umliegenden Holzspäne blutig wurden. Während der "Halberabendzeit" *) kam ein Rabe, nahm einen blutigen Span (vom Volke Schoatn geheißen), flog damit in westlicher Richtung über die Lichtenau und ließ ihn auf einem erhöhten Anger bei der Kapelle im damaligen Gotzenstorf fallen. Daraus erkannten die Neustifter, daß dieser Platz von der Vorsehung für den Kirchenbau bestimmt sei und hielten mit dem Bau ihrer Kirche ein. Bald wurde dann auf der von dem Raben angezeigten Stelle mit dem Bau einer hübschen gotischen Kirche begonnen (1451).

Aus dieser Zeit stammt der Spruch: "D' Gotschdoafa mit da bluadinga Schoidn (die Gottsdorfer mit der blutigen Scheiten)."

*) 3 Uhr nachmittags.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen