ENGLMAR

Bei dem Dorfe Englmar im Bayernwalde erhebt sich der Predigtstuhl. Er hat seinen Namen von dem Eremiten Englmar, der hier den Tod eines Märtyrers starb. Früher als Landmann im Passauischen begütert, hatte sich zu Ende des 11. Jahrhunderts der fromme Mann in die Einsamkeit der Waldwüste zurückgezogen. Graf Aswin, auf dessen Gebiet er seine Zelle erbaut, nahm ihn in seinen Schutz und befahl, daß ihm täglich aus der Küche des Schlosses Windberg Speise gebracht werde. Allein der Diener, welcher diesen Auftrag zu vollziehen hatte, ward seines Geschäftes bald überdrüssig und um sich den ermüdenden Gang auf rauhem Waldpfade zu ersparen, tötete er den Einsiedler meuchlings mit einem Wurfpfeile. Nicht lange nach dieser greueltat kam der Graf auf der Jagd in die Gegend und sah zu seiner Verwunderung aus einem Gebüsche einen blendenden Glanz hervorstrahlen. Nachsuchend fand man dort den Leichnam Englmars.

Müller und Grueber, Der Bayerische Wald

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen