DIE TEUFELSBESCHWÖRER

Einige Hohenthaner Burschen beschworen einmal den Teufel. Sie gingen in der Christnacht auf die Kreuzstraße und zogen einen Kreis. In diesen stellten sie sich, gehörig vorbereitet, hinein. Neun Tage lang hatten sie weder gebetet, noch mit Weihwasser sich besprengt und neun Tage sich nicht gewaschen; jeder steckte in einem Gewande von neunerlei Tuch. Stumm standen sie da und ohne Bewegung. Der Wind pfiff seinen Walzer und das Käuzlein rief so schaurig wie noch nie. Endlich war es, als wären sie alle miteinander elektrisiert; durch ihre Körper ging ein Schlag und dann ein Zittern. Sie wollten schreien; aber ihre Kehlen waren wie zugeschnürt.

Vor ihnen stand der leibhaftige Teufel. Nachdem er sich die Gesellen einige Sekunden mit höhnischem Grinsen betrachtet hatte (den Burschen dünkten es Stunden), deutete er auf einen derselben und sprach: »Der mit der roten Zipfelhaube gehört mir!« Dieser gurgelte erst einige unverständliche Laute hervor und dann schrie er wie in Todesangst: »Wö denn grad i?« Flugs war er schon weg und mit ihm der Teufel.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen