DIE SPUKFÖHREN

In der Nähe von Ruhmannsfelden standen einst auf grüner Wiese sechs Föhren. Die mittlere davon war von riesigem Wuchse. Um dieselbe sah man allnächtlich ein Lichtlein schweben. Der damalige Besitzer der Wiese machte seinen Sohn darauf aufmerksam und dieser ging den nächsten Tag zur Geisterstunde hinaus den Spuk zu beobachten. Da sah er neben der großen Föhre sechs Raben sitzen, denen sich eine Mannsgestalt in grünem Kleide, einen Jägerhut aufs linke Ohr gedrückt, näherte. Bei der Föhre angekommen, warf der Mann einen schwarzen Mantel um und siehe, die sechs Raben setzten sich ihm auf die Schultern, worauf er sich samt den Vögeln langsamen Schrittes entfernte.

Als Vater und Sohn am anderen Morgen nachsahen, fanden sie die große Föhre entwurzelt am Boden liegen.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen