DIE HAZARDSPIELER

In jener Zeit, als das Geld auf dem Lande noch kein so spärlicher Gegenstand war wie heutzutage, da mancher mit Guldenzetteln seine Zigarren anzündete und den Bombardon der Musikanten mit Talern füllte, da waren im Bayerischen Walde drinnen drei Bauern, welche, von einer unsagbaren Spielwut erfaßt, schier jede Nacht sich in einer einsamen Brechhütte zusammenfanden - im Wirtshaus durften sie sich nicht getrauen, weil das Auge des Gesetzes sie hätte erspähen können und zu Hause hätte die bessere Hälfte vielleicht ein derbes Wörtlein gesprochen - und da spielten sie oft bis der Morgen graute. Die Taler flogen nur so als hätte Rotschild seinen Geldsack geborgt und nicht selten hatte einer etliche hundert Taler verspielt, wenn sie sich auf den Heimweg machten. Lange trieben sie ihr nächtliches Spiel unbelauscht. Einmal aber, die Zeiger der Uhr wiesen auf 1 Uhr, pochte eine schwere Faust an die Türe. Erschrocken sprangen die drei auf und räumten hurtig Taler und Karten beiseite; dann erst öffneten sie. Draußen stand ein flotter Jägersmann. Mit spöttischem Lächeln betrachtete er vorerst die verdutzten Gesichter; dann sagte er, daß er ihnen schon längere Zeit durch eine Ritze in der Tür zugesehen habe und nun auch mit ihnen spielen wolle. Die Bauern waren einverstanden und nahmen den Fremden mit in die Hütte. Hei, das war eine Ernte für unsere Waldler! Der Jäger verlor eine Handvoll Taler um die andere; aber nichtsdestoweniger behielt er seinen Gleichmut.

Stern um Stern verblich und sie spielten noch. Da fiel einem Bauern ein Taler unter den Tisch. Er bückte sich, ihn aufzuheben. Wie erschrak er, als er gewahrte, daß der fremde Jägersmann keine Füße wie wir Menschen, sondern er Bockfüße hatte! In seinem Schrecken schrie er: »Der Teufel!« und stürzte zur Türe hinaus, die beiden anderen ihm nach. Eben läutete im nahen Dorfe die Kirchenglocke den Tag an. Das war ein Glück für die Bauern; denn der Teufel, der sich wirklich als Jägersmann in ihre Gesellschaft eingedrängt hatte, hätte sie ohne Zweifel mitgenommen, würde ihn nicht die Morgenglocke überrascht und verscheucht haben.

In der Wirtsstube zu Patersdorf saßen eines Sonntags nachts noch vier Gäste beisammen, von denen drei aus dem Orte selbst waren, der vierte aber fremd war. Der letztere fragte die anderen, ob sie nicht bereit wären ein Spielchen zu machen. Sie bejahten. Aber bald war ihnen nicht mehr wohl zu Mute; denn sie verloren Spiel auf Spiel und nur der Fremde gewann. Das konnte unmöglich mit rechten Dingen zugehen. Da fiel einem der Spieler eine Karte unter den Tisch und als er sich bückte, gewahrte er, daß der Fremde einen Ziegenfuß hatte. Er machte seine Freunde darauf aufmerksam. Die drei Patersdorfer hielten sich schon für verloren. Sie warfen die Karten auf den Tisch und fingen an, erbärmlich um Hilfe zu schreien. Daraufhin kam die Wirtin mit der Magd zur Türe herein. Als letztere die Ursache des Lärmes hörte, rief sie: »Feiglinge, warum zittert ihr? Wirtin, mir nach!« Nun stürzten die zwei Weiber wie toll auf den Teufel los und beohrfeigten ihn derart, daß er auf und davon lief, indem er schrie: »Gegen Weiber richtet der Teufel nichts aus; da heißt's reißausnehmen!«

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen