DER WINDBERGER PROPHET

Ein Müller zu Windberg hatte einen Sohn, der Matthias getauft war, der aber von den Eltern und Nachbarn kurzweg Hiasl genannt wurde. Er ist wohl schon lange gestorben; dennoch wird von ihm noch oft gesprochen. Er hatte nämlich die Gabe der Prophezeiung und sein Ruf ging weit über die Grenzen der engeren Heimat hin. So sagte er z. B. den Klosterherren in Windberg, daß sie die längste Zeit in Windberg gehaust hätten. Von Straubing wußte er ebenfalls zu verkünden, daß es solange nicht mehr bestünde als es schon existiere. (Die Straubinger werden sich hoffentlich nicht schon allesamt auf ihre Himmelfahrt vorbereiten!) Auch sprach er häufig von eisernen Straßen, die einst den ganzen Bayerischen Wald durchziehen und bestimmte die Eisenbahnlinie StraubingCham voraus. Desgleichen sprach er von einer eisernen Straße, die von Hunderdorf nach Perastorf über den sogenannten Hochwald führen werde. Sobald diese Straße fertig sei, prophezeite er weiter, breche ein blutiger Krieg aus, in dem bei Welchenberg die Hauptschlacht stattfinden werde und ermahnte, sich mit zwei Laib Brot zu flüchten, sobald der Feind nahe. Verliere man einen Laib, so solle man ihn liegen lassen; denn bis man den anderen Laib verzehrt habe, sei der Krieg längst beendet. *) Als er eines Tages die Kanzel seiner Heimatkirche bestieg, wurde er aus der Kirche gewiesen.

*) Vergleiche "Der Weltkrieg"!

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen