DER PFENNIGBERG

Ein Hügel bei Hofdorf heißt noch gelegentlich der Pfennigberg. Von ihm geht die Sage, daß dort ein stolzes Schloß inmitten eines Birkenwaldes gestanden sei. Der Schloßherr war ein Prasser für sich, ein Geizhals anderen gegenüber. Die Hofdorfer hatten nach altem Herkommen das Recht, aus dem Walde für ihren Bedarf Birken zu holen. Der Schloßherr aber widersetzte sich dem alten Recht, so daß längere Zeit das Birkenholen unterblieb. Einmal geschah es, daß eine längere Trockenheit einsetzte und die Aitrach versiegte. Es mangelte an Wasser. In dieser Not erhofften sich die Hofdorfer den ersehnten Regen durch einen Bittgang zur Wallfahrtskirche auf dem Dreifaltigkeitsberg. Sie wollten den Weg, den die Prozession nahm, mit Birken schmücken, mußten diese aber aus dem Schloßwalde holen, da es in der Umgebung sonst keine Birken gab. Der Schloßherr jedoch verweigerte wieder die Abgabe. Es kam zu Unterhandlungen und schließlich gab der Schloßherr nach. Die Hofdorfer sollten sich ihre Birken fällen dürfen, wenn sie - für das Blatt einen Pfennig entrichteten (2 alte Pfennige gaben einen Kreuzer). Das konnten die Hofdorfer nicht leisten. Sie beschlossen daher, die Birken heimlich zu holen und begaben sich zur Nachtzeit in den Wald. Der Schloßherr war entschlossen, mit der Waffe in der Hand jeden Einfall in seinen Wald zu begegnen. Mangels eines Wächters - sein Geiz erlaubte ihm nicht einmal das Halten eines Hundes - bediente er sich eines abgerichteten Hahnes, der laut krähte, wenn sich verdächtiges Geräusch bemerkbar machte. Um Mitternacht krähte nun der Hahn und plötzlich entstand ein schauerlicher Lärm. Es blitzte und donnerte und das Schloß versank mit allem was drinnen war in den Erdboden. Die Hofdorfer hören seither immer Mitternachts den Hahn krähen; nur am Vorabend des Fronleichnamstages unterbleibt es.

Dingolfinger Heimatmuseum

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen