DER KOMMUNIONTAGSCHÄNDER

In einem Birkenwalde bei Reichsdorf gewahrt man zwei große Steine, die erkennen lassen, daß sie früher ein Stück gewesen sind. Man erzählt sich hierüber folgendes: Vor langer Zeit ging einmal ein Bauer aus der Kollnburger Gegend nach der Pfarrkirche Viechtach um seiner Osterpflicht zu genügen. Hernach stärkte er sich im Wirtshause mehr als notwendig war (der Volksmund nennt das »den Beichtzettel einweichen«) und mußte sich, als er am späten Abend heimzuwankte, bei dem Felsblocke erbrechen. Darauf ist der Stein in der Mitte auseinandergesprungen. Den Bauern hat man des andern Tages in aller Frühe an derselben Stelle tot aufgefunden. Die beiden Felsstücke haben sich im Laufe der Zeit immer mehr von einander entfernt. Zur Zeit kann schon ein beladener Frachtwagen leicht zwischen ihnen durchfahren. Die Gegend aber wird von den Leuten nachts gemieden, da, wie es heißt, jener Bauer dort umgeht.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen